Junges Eigentümerpaar saniert denkmalgeschütztes Bauernhaus

Der Wirtschaftsgiebel des Bauernhauses vor der Instandsetzung. Foto: LWL/Roets.

Altenberge (lwl/aw). Die Entdeckung und Wiederbelebung eines fast vergessenen Kleinods würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit der Auszeichnung zum Denkmal des Monats Dezember: Im Jahr 2015 entdeckten Lisa Jöster und Ingo Wantia das alte Bauernhaus im münsterländischen Altenberge-Hansell (Kreis Steinfurt) über eine Online-Anzeige, jetzt sanieren sie das Haus aus dem 19. Jahrhundert. Mit der Eintragung des Fachwerkhauses in die Denkmalliste begannen die Sanierungsarbeiten, die das junge Eigentümerpaar überwiegend in Eigenleistung angeht. Ihr Ziel: Das alte Bauernhaus nach langem Leerstand wieder zu einem Ort zum Leben zu machen – mit nachhaltigen Methoden und traditionellen Handwerkstechniken.

Schnell zeigte sich, dass die beiden auf einen echten Schatz gestoßen waren. „Seit seiner Erbauung im 19. Jahrhundert hat sich das Gebäude kaum verändert,“ so LWL-Denkmalpfleger Philipp Strugalla, „selten lässt sich die historische Struktur eines westfälischen Bauernhauses so gut ablesen wie hier – ein besonderer Glücksfall, den es zu erhalten gilt.“ So sehen das auch die neuen Eigentümer. „Mein Traum war es schon immer, ein altes Fachwerkhaus zu sanieren und darin zu wohnen“, erzählt Ingo Wantia. Und Lisa Jöster ergänzt: „Trotz des schlechten Zustands konnten wir uns von Anfang an vorstellen, wie schön es eines Tages aussehen könnte.“ Um möglichst viel von der historischen Bausubstanz zu erhalten, entschiedenen die beiden sich für eine behutsame Sanierung und verzichteten auf den Ausbau des Dachbodens.

Der Wirtschaftsgiebel des Bauernhauses nach der Instandsetzung. Foto: LWL/Tretow.

Bei der Instandsetzung der Fachwerkkonstruktion setzt Wantia, der sich als Zimmermann und Tischler gut mit alten Gebäuden auskennt, auf maßgeschneiderte, handwerkliche Reparaturlösungen, die er in Eigenleistung umsetzt. Mit einer Innendämmung aus Schilfrohrmatten in Kalkputz und dem Einsatz von Recyclingmaterialien setzen die Bauherren konsequent auf Nachhaltigkeit.

Eine besondere Entdeckung machten Eigentümer und Denkmalpflegerinnen im sogenannten Flett, der ehemaligen Wohnküche des Hallenhauses. „Hier hat sich ein Terrazzoboden aus Kalk erhalten, der wahrscheinlich noch aus der Erbauungszeit stammt“, berichtet Denkmalpfleger Strugalla, „ein äußerst seltener Befund.“ Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Restauratorin Franziska Tretow, und dem ausführenden Handwerker hat er ein Konzept für die Instandsetzung des alten Bodens erarbeitet, das die Eigentümer derzeit mit finanzieller Unterstützung des LWL umsetzen.

Bei dem Fachwerkgebäude in Altenberge-Hansell handelt es sich um das Haupthaus einer kleineren Hofstelle. Die Nutzung als landwirtschaftliches Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts wieder aufgegeben. Seither wurde das Haus nur wenig verändert. Zuletzt stand das Gebäude lange Zeit leer. Für die künftige Nutzung als Wohnhaus waren nur wenige Änderungen erforderlich. So haben die Eigentümer das Tennentor mit einer großflächigen Verglasung versehen, in der zukünftigen Küche haben sie eine zusätzliche Außentür eingebaut und für die Nebenräume einige wenige neue Wände in Trockenbauweise eingezogen. „Insgesamt haben sie trotz der gravierenden Schäden an der Fachwerkkonstruktion ein Maximum an originaler Substanz erhalten“, lobt Strugalla.