
Eigentlich war das Ende der denkmalgeschützten Papierfabrik Golzern in Grimma (Sachsen) beschlossene Sache, der Abriss rückte in greifbare Nähe. 2002 und 2013 wurde die Fabrik bei Hochwassern schwer beschädigt, das Unternehmen zog um. Die Stadt trieb die Abrissplanungen lange voran. Doch jetzt hat ein von der Initiative zum Erhalt der Papiermühle beauftragter Gutachter in den Gängen unterhalb der Industriebrache Fledermäuse entdeckt, genauer „Große Mausohren“. Somit ist laut Gutachter nach derzeitigem Planungs- und Aktenbestand der Abriss nicht genehmigungsfähig.
Die Stadt ist derzeit dabei, Gebäude auszuräumen. Da die Landesdirektion Sachsen bisher nur den denkmalschutzrechtlichen Abriss genehmigt hat, muss die naturschutzrechtliche Untersuchung noch erstellt und nachgereicht werden, auf dessen Grundlage eine Flora-Fauna-Habitat (FFH) -Prüfung durchgeführt wird. Somit ist die Stadt in der Bringschuld, einen geeigneten Lebensraum für die Fledermäuse zu finden und diese bei Erfolg umzusiedeln. Findet sich dieser nicht, könnte der Abriss wohl ganz wegfallen und die Gebäude weiterhin an ihrem Platz bleiben.
Die Landesdirektion hatte im November 2014 auf Antrag der Stadt Grimma den Abriss der Papierfabrik denkmalschutzrechtlich genehmigt. Der Abriss war mit Erfordernissen des Hochwasserschutzes begründet worden. Dabei hatte die Behörde laut einer Pressemeldung die kulturgeschichtliche Bedeutung der Papierfabrik Golzern nicht verkannt. Die denkmalschutzrechtlichen Belange wurden in die Prüfung und Entscheidungsfindung einbezogen. Weiter hiess es damals, dass die Papierfabrik einen nicht zu verantwortenden Gefahrenpunkt auf dem Gemeindegebiet der Stadt Grimma darstellt. Da die Anlage im Hochwasserfall nicht zu verteidigen sei, wird sie zu einer erheblichen Gefahr insbesondere für Leib und Leben der Grimmaer Bürgerschaft, der unterliegenden Bürger von Trebsen sowie der Einsatzkräfte. (aw)