Ehemaliger Bowlingtreff soll Standort des Naturkundemuseums werden

Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz, Leipzig. Foto: Gunnar Klack/CC BY-SA 4.0

Leipzig (aw). Perfekter Platz für das Naturkundemuseum: Aus einer Standortanalyse und einer Machbarkeitsstudie ist der ehemalige Bowlingtreff auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz als Favorit für den Standort des Naturkundemuseums hervorgegangen. In Betracht gezogen wurden auch das ehemalige Stadtbad in der Eutritzscher Straße 21 sowie der jetzige Standort in der Lortzingstraße 3. Das Gebäude des ehemaligen Bowlingtreffs überzeugte durch seinen zentralen Standort, als Blickfang mit sehr guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und der Synergien im Umfeld: Stadtbibliothek und das geplante Institut für Länderkunde wären in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Stadt verspricht sich von der Standortentscheidung wichtige Impulse für die Entwicklung des Wilhelm-Leuschner-Platzes.

Die entsprechende Verwaltungsvorlage des Kulturdezernates zum Grundsatzbeschluss und zur Standortentscheidung ist jetzt im Verwaltungsverfahren. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat voraussichtlich im September. „Der Grundsatzbeschluss erneuert das Bekenntnis der Stadt zu seinem Naturkundemuseum und gibt mit der Entscheidung für den Bowlingtreff nun eine konkrete Perspektive. Trotz Corona und den vielen Herausforderungen, die Leipzig in den kommenden Jahren zu bewältigen hat, setzt Leipzig ganz bewusst auf ein modernes Naturkundemuseum mit Bildungsauftrag und wissenschaftlichen Anspruch. Ich bin froh, dass wir nun endlich mit den Planungen beginnen können“, sagt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.

Es ist geplant, am Wilhelm-Leuschner-Platz die Dauer- und Sonderausstellungen sowie die Museumsverwaltung unterzubringen. Die eigentliche Sammlung soll am derzeitigen Standort in der Lortzingstraße 3 bleiben, bis es ein neues Depot für die umfangreichen Bestände gibt. „Naturkundemuseum Leipzig und Bowlingtreff Leuschnerplatz, jedes für sich genommen spannende Leipziger Originale mit bewegter Geschichte. Zusammen eine ideale Paarung mit großer Zukunft, auf die wir uns sehr freuen!“, ist der Direktor des Naturkundemuseums, Dr. Ronny Maik Leder, begeistert. Der Umbau zum Naturkundemuseum wird mit Kosten in Höhe von 38 Millionen Euro geschätzt. Belastbare Kosten werden im Rahmen der Planungsphase ermittelt. Schon jetzt ist klar, dass die dortigen Flächen nicht ausreichen, um alle Sammlungen sowie die Labor- und Werkstatträume unterzubringen, wird perspektivisch ein Depot notwendig. Die Kosten hierfür liegen bei rund 16 Millionen Euro.

„Dass naturkundliches Wissen im ehemaligen Bowlingtreff für Jung und Alt vermittelt werden soll, begrüße ich sehr. Die Zukunft unseres Naturkundemuseums für die Stadtgesellschaft bleibt aber eine große Herausforderung. Vorerst stehen Planungsmittel für die Weiterentwicklung im Haushalt bereit. Um die Erkundung und Erforschung der Natur in der Stadt noch präsenter zu machen, sind für den Umbau des Bowlingtreffs zum Ausstellungsgebäude Fördermittel notwendig“, so Finanzbürgermeister Torsten Bonew.

Dauer- und Sonderausstellungen

Das Gebäude verfügt unterirdisch im Bereich Westhalle über vier Untergeschosse. Für die Dauerausstellung wäre dort vom ersten bis zum dritten Untergeschoss Platz. Dazu kommt die Osthalle mit einem Untergeschoss. Dort sollen künftig die Sonderausstellungen zu sehen sein. Im oberirdischen Eingangsgebäude sollen das Foyer, ein Museumscafé, ein Museumsshop und die Verwaltung untergebracht werden. Drei Zentralinszenierungen für ein zeitgemäßes Museumskonzept sind im Bereich Westhalle geplant: Das Mammut von Borna, die Tiefseeexpedition Valdivia und der „Tour de ter Meer“, der die Werke des Wegbereiters der modernen Präparation Hermann ter Meer zeigt.

Der ehemalige Bowlingtreff

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1925 bis 1927 als unterirdisches Umspannwerk der Städtischen Elektrizitätswerke erbaut. 1986 bis 1987 ist es zum Bowlingtreff mit Eingangsbauwerk durch Winfried Sziegoleit und Volker Sieg umgebaut worden. Das Gebäude mit seinem markanten Eingangsbauwerk gilt als seltenes technisches Denkmal für die Postmoderne der späten DDR-Architektur.