Denkmalgeschützte Hetzer-Halle in Weimar eingestürzt

Die eingestürzte Halle. Foto: Stadt Weimar.

Weimar (aw). Dem städtischen Amt für Gebäudewirtschaft wurde am vergangenen Dienstag zur Kenntnis gegeben, dass die Hetzer-Halle in Weimar-Nord eingestürzt ist. Der bauliche Zustand der denkmalgeschützten Halle war schlecht. Sie stand daher bereits längere Zeit leer. Die Stadt geht davon aus, dass die Schneelast für das marode Gebäude zu hoch wurde. Fotos aus der Luft zeigen, dass das Dach der großen Halle auf beinahe der ganzen Fläche eingestürzt ist. Das Hauptaugenmerk gilt im Moment der Absicherung der Einsturzstelle. Die Halle wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in der Marcel-Paul-Straße gebaut und trägt den Namen des Weimarer Hofzimmermeisters Karl Friedrich Otto Hetzer.

Hetzer-Bauweise

Das Hauptmerkmal der Hetzer-Bauweise ist das Dachtragwerk, eine Holzleimbauweise mit sogenannten Hetzer-Bindern oder Verbundbalken. Ein Hetzer-Binder ist ein Dachbinder mit I-förmigem Querschnitt. Er besteht aus verschiedenen miteinander verleimten Hölzern (Buche für Druckzone, Fichte für Zugzone) und kann je nach Spannweite mit hölzernen oder eisernen Zugbändern versehen sein. Ein damit errichtetes Dach- oder Hallentragwerk eignet sich für die stützenfreie Überwölbung weiter Räume. Das Dach ist im Querschnitt polygonal und lässt sich mit einfachen Pappschindeln decken. Die Wände können dabei einfach verputzte Ziegelwände sein. Die Hallen werden dank ihrer relativ flachen und stützenfreien Dachkonstruktion zum Beispiel als Montage- oder Lagerhallen gebaut.

Auf der Weltausstellung 1910 in Brüssel erhielt Otto Hetzers freitragende Ausstellungshalle der deutschen Eisenbahnen (Hetzerbinder mit eisernen Zugbändern) mit 43 Meter Spannweite zwei Auszeichnungen wegen ihrer soliden und innovativen Ausführung.

Die als Prototyp geltenden und unter Denkmalschutz stehenden Hetzerhallen im thüringischen Weimar wurden 1907 nördlich der Eisenbahntrasse als Werkshallen der Otto Hetzer Holzbau- und Holzpflege AG errichtet. Daran anschließend wurde später der Stadtteil Weimar-Nord errichtet. Auf dem Gelände überdauerte die 1907 errichtete „Kleine Hetzerhalle“. Die Halle trägt seit dem 21. Oktober 2004 eine Ehrentafel für Otto Hetzer. Während des Einsturzes der „Großen Hetzerhalle“ wurde die „Kleine Hetzerhalle“ beschädigt. Beide Hallen prägten einst mit der abgerissenen Grünen Villa und der abgebrannten, benachbarten Viehauktionshalle das Bild der Weimarer Nordstadt.