Das „Bocholter Centre Pompidou“ ist Denkmal des Monats

Das Bocholter Rathaus erinnert durch seine Außenfassade an das französische Centre Pompidou, von welchem es auch seinen Spitznamen "Bocholter Centre Pompidou" hat. Foto: LWL

Bocholt (lwl/aw). Von außen roter Backstein und grüne Stahlkonstruktionen, von innen offen verlaufende Rohre und kunstvolle Deckenmalereien: Das Bocholter Rathaus, seit 2016 unter Denkmalschutz, erinnert durch seine konzeptionelle Eigenwilligkeit an das Centre Pompidou aus dem Pariser Quartier Beaubourg. Von diesem hat das Rathaus in Bocholt auch seinen Spitznamen „Bocholter Centre Pompidou“ erhalten. Zu Ehren seines Architekten Gottfried Böhm, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Gebäude jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet.

Ein zentral gelegenes Rathaus und gleichzeitig ein Begegnungsort nicht nur für Behördengänge: Das wollte das Bocholter Rathaus für seine Bürger sein. Da sich die Bocholter Stadtverwaltung bis in die 1980er Jahre hinein noch auf mehrere Gebäude verteilte, entschied sich der Bocholter Stadtrat für einen Neubau. Gottfried Böhm gewann diesen Architekten-Wettbewerb und ließ 1971 auf einer künstlichen Insel in der Aa einen Gebäudekomplex errichten, der zugleich Rathaus, Bürgerhalle und Kulturzentrum sein sollte. Während der Verwaltungstrakt und die Bürgerhalle großflächig gestaltet und verglast wurden, war der Theatertrakt eher ein geschlossener, mit Backstein verkleideter Massivbau. „Um den gestalterischen Kontrast der beiden Trakte zu mindern, hatte sich Gottfried Böhm für ein ganz bestimmtes Material- und Farbkonzept entschieden“, sagt LWL-Denkmalpfleger Hans Hanke. „Roter Backstein und grün gefasste Stahlkonstruktionen rahmen und gliedern den gesamten Gebäudekomplex.“

Hintergrund

Die Bürgerhalle im Inneren des Gebäudes dient als Foyer für den Rats- und den Theatersaal. Die dort angesiedelten Läden und eine Kantine sorgen dafür, dass die Halle zum Begegnungsort für die Bocholter Bürgerinnen geworden ist. Dabei beabsichtigte Böhm, das Innenleben des Gebäudes mithilfe künstlerischer Elemente auszugestalten. So verlaufen zum Beispiel hellgraue Rohre der Klimaanlage in gleichmäßigen Abständen durch die Bürgerhalle und andere Räume. „Durch ihre skulpturalen Strukturen werten die Rohre das Verwaltungsgebäude künstlerisch auf“, erklärt Hanke das Konzept. Weitere Kunst ist am Erker des Ratssaals und an den Fassaden im Zwischen- und Erdgeschoss zu finden: Schriftmalereien geben hier die Daten der Stadtgeschichte wieder. Oberhalb des Haupteingangs steht eine abstrahierte Buche als Wahrzeichen der Stadt.

Auch im Theatertrakt lassen sich künstlerische Elemente finden wie eine Deckenmalerei, die Posaunen und Trompeten darstellt. „Mit offen liegenden Installationen an der Decke assoziiert man schnell weitere Musikinstrumente, die geschickt in die Deckenmalerei einbezogen sind“, so der LWL-Denkmalpfleger Hanke. Fast alle Flächen des Saals sind außerdem mit Tier-Malereien verziert. An der Ausmalung dieser Darstellungen haben sich auch Peter und Markus Böhm, die Söhne von Gottfried Böhm, beteiligt: ein Generationen-Projekt der Architekten-Familie Böhm.