10 sehenswerte Industriedenkmäler der Republik (Teil 5)

Sie sind wahre Zeugnisse vergangener Kulturgeschichte, imposante Kathedralen der industriellen Revolution. Gerade im Zuge des Strukturwandels der Schwerindustrie und Montanindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Industriegeschichte als schützenswerte kulturelle Leistung – über den rein ästhetischen Wert der Ingenieurskunst hinaus – in den Blickpunkt der Denkmalpflege. Über die Jahre entdeckte man – zuerst visuell, später experimentell – dass in Europa eine Vielzahl von Industriedenkmälern mit einer zeittypischen Industriearchitektur existiert, die unbedingt erhalten werden mussten. Typische Beispiele waren und sind das Ruhrgebiet und das Saarland mit Zeugen der Montanindustrie, der sehr stark vom Maschinen- und Fahrzeugbau geprägte Raum Chemnitz-Zwickau, Katalonien, Nordengland, Ostfrankreich und Norditalien mit Textil- und Maschinenbauindustrie.

In unserem mehrteiligen Spezial präsentieren wir Ihnen – oder sagen wir besser, empfehlen wir Ihnen – besondere Leuchttürme vergangener Epochen der Industriegeschichte, die heute beispielhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ein Besuch lohnt hier zu jeder Jahreszeit. Weiter geht es mit dem 5. Teil.

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt

Foto: Steffen Schmitz/CC BY-SA 4.0

Das 1974 gegründete Museum der Deutschen Binnenschifffahrt liegt im Duisburger Stadtteil Ruhrort, der Keimzelle der Duisburg-Ruhrorter Häfen, die heute den größten europäischen Binnenhafenkomplex bilden. Mit dem Ankauf des Museumsschiffs Oscar Huber im Jahre 1974 erreichte die Gesellschaft zur Förderung des Museums der Deutschen Binnenschiffahrt ihr erstes Etappenziel. 1979 erfolgte der Einzug der ersten Sammlung in das ehemalige Ruhrorter Rathaus. 1998 erfolgte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) der Umzug in das ehemalige Ruhrorter Hallenbad, wodurch die zahlreichen Exponate rund um die Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Binnenschifffahrt eine der Größe der Sammlung angemessene Heimat gefunden haben.

In der ehemaligen Herrenschwimmhalle befindet sich mit der holländischen Tjalk Goede Verwachting ein mit gehissten Segeln ausgestatteter Frachtsegler aus dem Jahre 1913. In der Damenschwimmhalle wird ein begehbarer Nachbau eines Binnenschiffes ausgestellt, der als Spielschiff und als Veranstaltungsfläche genutzt werden kann. Das Hauptthema in dieser Halle ist das Leben und Arbeiten an Bord. In der Nähe zum Museum, am Steiger Schifferbörse, liegen drei Museumsschiffe, von denen zwei besichtigt werden können.

Bergehalde Ensdorf mit Saarpolygon

Foto: Pascal Dihé/CC BY-SA 4.0

Das Saarpolygon in Ensdorf (Saar) ist ein Denkmal zur Erinnerung an den im Juni 2012 endgültig beendeten Steinkohlebergbau im Saarrevier. In Zusammenarbeit mit der RAG AG, die über ihre Tochtergesellschaft DSK zuletzt den Steinkohlenbergbau an der Saar betrieb, wurde ein Ideenwettstreit zur künstlerischen Umsetzung der Landmarke ausgerufen. Es wurden 147 Entwürfe eingereicht; Sieger des Wettbewerbs war das Berliner Architektenduo Katja Pfeiffer und Oliver Sachse. Ihr Entwurf einer begehbaren Großskulptur, der „als Symbol des Wandels in abstrakter Formensprache vielgestaltige Bergbaumotive nachzeichnet“, soll in den Augen des Betrachters ein Tor in die Zukunft bilden. Die Formensprache der puristischen Stahlgitterkonstruktion soll die Untrennbarkeit von Herkunft und Zukunft im Lande zum Ausdruck bringen und die klassische Verbundenheit von Kohle, Stahl und Energie im Saarland zeigen.

Die begehbare Großplastik wurde im Frühjahr 2016 errichtet und wurde nach der Fertigstellung am 16./17. September 2016 eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Die rund zwei Millionen Euro Baukosten wurden durch den Verein Bergbauerbe Saar e.V., die RAG AG, die RAG-Stiftung, die saarländische Landesregierung sowie durch Spenden finanziert. Spender konnten für 1.000 Euro symbolisch eine Treppenstufe im Inneren des Polygons kaufen; auf der Stufe wurde jeweils eine Plakette mit den Namen der Spender angebracht.

Pumpwerk Alte Emscher

Foto: Carschten/CC BY-SA 3.0

Das Pumpwerk Alte Emscher ist ein ab 1911 geplantes, 1912–1913 errichtetes und 1914 in Betrieb genommenes Abwasser-Pumpwerk der Emschergenossenschaft in Duisburg-Beeck. Es wurde wegen fortschreitender Bergsenkungen nötig, weil eine normale Entwässerung durch natürliche Vorflut unmöglich gemacht wurde. Es ist das älteste Pumpwerk der Emschergenossenschaft und liegt im Tiefpunkt des Senkungstrichters. Der frei gespannte Eisenbeton-Kuppelbau, seinerzeit der zweitgrößte seiner Art in Deutschland, besitzt eine Kuppel mit einem Durchmesser von 41 Meter und einer Höhe von 24,5 Meter. Die große Höhe war aus thermischen Gründen wegen des Betriebs der ursprünglichen Dieselpumpen notwendig.

Die Alte Emscher ist vom Flusssystem der Emscher abgeschnitten und entwässert nur noch ihr unmittelbares Einzugsgebiet im Duisburger Norden und Oberhausener Westen Das Pumpwerk Alte Emscher fördert das Wasser über Druckrohrleitungen zur Kläranlage Duisburg Alte Emscher. Nach der Reinigung dort wird das Wasser über den Deich in den Rhein gepumpt. Außerdem leitet das Pumpwerk Alte Emscher Wasser weiter, das in Stockum vom dortigen Pumpwerk Duisburg-Stockum aus dem Senkungsgebiet der Stockumer Alten Emscher abgepumpt wird.

Das Pumpwerk Alte Emscher ist Teil mehrerer Themenrouten der Route der Industriekultur. Es steht seit 1999 unter Denkmalschutz. Am 24. Mai 2013 wurde es von der Bundesingenieurkammer als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet.

Sole-Bohrtürme Darnstedt

Foto: Bronstein/CC BY-SA 3.0

Die Sulzaer Saline mit ihren einzelnen Objekten ist heute die umfangreichste erhaltene Anlage in Deutschland. Die Entwicklung der Stadt Bad Sulza ist untrennbar mit der Salzherstellung durch die Saline verbunden. Die Wurzeln reichen bis ins 15./16. Jahrhundert zurück. Eine erste Saline befand sich im Bereich des heutigen Kurparks. Rentabilitätsschwierigkeiten führten jedoch zu häufigen Besitzerwechseln. In den Jahren 1567 und 1575 kam der Siedebetrieb sogar ganz zum Erliegen.

1752 begann durch die Übernahme der Familie von Beust eine neue Epoche für das Sulzaer Salzwerk. Es wurden neue Solequellen erschlossen, Gradierwerke sowie ein zweigeschossiges Solereservoirgebäude errichtet. Das schon immer bestehende Problem der Rohstoffversorgung (Sole) konnte durch zwei Tiefbohrungen 1893/96 und 1937 in der Darnstedter Flur gelöst werden. Bis zur Einstellung der Salzsiederei 1967 wurde gesättigte Sole, was zum Überflüssigwerden der Gradierwerke führte, von Darnstedt über eine Rohrleitung nach Bad Sulza gepumpt.

Küppersmühle MKM Museum Duisburg

Foto: Hpschaefer/CC BY 3.0

Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst ist ein Kunstmuseum in Duisburg. Betreiber ist die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. in Bonn. Das erste Gebäude an dieser Stelle wurde 1860 durch die Gründung eines Mühlenbetriebes errichtet. 1908 wurde es durch einen dreiflügeligen, heute siebenstöckigen Neubau ersetzt. 1912 wurde es um einen Anbau im Westen mit freistehendem Kesselhaus und Schornstein erweitert. 1934 kamen auf der östlichen Seite die 42,75 Meter hohen Stahlsilos mit den grauen, röhrenförmigen Kammern hinzu. Als die Mühle 1969 mit den Küpperswerken in Homberg fusionierte, kam sie zu ihrem heutigen Namen. 1972 wurde sie stillgelegt; doch eine Bürgerinitiative sorgte für den Erhalt des abrissgefährdeten Baus. Neben dem Museum sind im westlichen Teil und im Kesselhaus noch Büroräume und ein Restaurant untergebracht.

Das Museum wurde im Jahre 1999 mit rund 3.600 m² Ausstellungsfläche eröffnet und befindet sich in einem ehemaligen Getreidespeicher am Innenhafen Duisburg. Er wurde nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron umgebaut. Initiator des Museumsprojekts war der Duisburger Kunstsammler Hans Grothe (1930–2019).

Pumpspeicherkraftwerk Geesthacht

Foto: Niteshift/CC BY-SA 3.0

Das Pumpspeicherwerk Geesthacht bei Geesthacht an der Elbe dient der schnellen Abdeckung des Strombedarfs zu Spitzenlastzeiten und als Notreserve bei Stromausfällen. Das Pumpspeicherkraftwerk wurde am 15. Oktober 1958 in Betrieb genommen und es ist das größte seiner Art in Norddeutschland. Über drei Rohrleitungen sind drei Sätze aus je einer Pumpe und einer Turbine mit dem etwa 80 m höher gelegenen Speichersee verbunden. Die Turbinen haben eine Leistung von je 40 MW, insgesamt also 120 MW, die Pumpen von je 32 MW. Insgesamt hat der Speichersee ein Volumen von 3.800.000 m³, davon sind 3.300.000 m³ nutzbar. Der bei Geesthacht direkt an der Bundesstraße 5 gelegene Speichersee wird direkt aus der Elbe gespeist. Seine Wasseroberfläche liegt bei vollem Becken auf 90,6 m über NN, das Absenkziel auf 76,6 m über NN. Die von der Staustufe Geesthacht aufgestaute Elbe dient als Unterbecken. Dieses hat einen Speicherraum von 8.210.000 m³. Die mittlere Fallhöhe beträgt 83 m. Insgesamt kann in dem Oberbecken laut Angaben auf der Schautafel ein Energieinhalt von 600 MWh gespeichert werden, das einem Arbeitsvermögen von 534 MWh entspricht. Ursprünglich war ein Ausbau auf die doppelte Leistung geplant (6 Turbinen à 35 MW = 210 MW). Stattdessen sind es heute nur drei Turbinen.

Wasserkraftwerk Kahlenberg

Foto: Carschten/CC BY-SA 3.0

Das Wasserkraftwerk Kahlenberg ist eines von zwei Laufwasserkraftwerken in Mülheim an der Ruhr. Das Kraftwerk steht im Stadtteil Altstadt I gut 13 Kilometer vor der Mündung der Ruhr in den Rhein. Es befindet sich am Schleusenkanal zwischen der Dohneinsel mit der Broicher Schlagd und der Schleuseninsel der Ruhrschleuse Mülheim. 1924 begannen die Arbeiten am Kraftwerk, um die Wasserwerke Styrum und Dohne autonom mit Energie zu versorgen. Damals, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, war die Kohle als Energielieferant knapp, da man sie als Reparation an Frankreich und Belgien abgeben musste. Nach den Plänen der Architekten Arthur Pfeifer und Hans Großmann, die viele Bauwerke in Mülheim entworfen haben, wurde das Gebäude aus Ruhrsandstein schon 1925 fertiggestellt. Das Wasserkraftwerk ist heute voll automatisiert, wird vom Wasserwerk Styrum bedient und ist Themenpunkt der Route der Industriekultur.

Das von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft betriebene Laufwasserkraftwerk ist mit einer Francisdoppelkammerturbine (60 m³/s) und zwei Kaplanturbinen (45 m³/s und 27 m³/s) ausgestattet. Bei einer Fallhöhe von 4,95 Meter hat es ein Regelarbeitsvermögen von jährlich durchschnittlich 20 Mio. Kilowattstunden. Durch diese Erzeugung von umweltfreundlichem Strom wird im Vergleich zur konventioneller Produktion eine Menge von etwa 18.000 Tonnen CO2 vermieden. Das Kraftwerk versorgt das Wasserwerk Styrum und das Wasserwerk Dohne mit Strom, was insgesamt 15 % des Energiebedarfs der RWW ausmacht. Direkt neben dem Kraftwerk befindet sich das Rückpumpwerk Kahlenberg, das später entstand.

Gasmaschinenzentrale Unterwellenborn

Foto: Michael KR/CC BY-SA 4.0

Die Maxhütte im thüringischen Unterwellenborn war ein Stahl- und Walzwerk, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Nach mehreren Namens- und Besitzeränderungen ging ihr Betrieb 1992 zu Ende. Seit 1995 existiert das Stahlwerk Thüringen an dieser Stelle. Die Maxhütte wurde 1872 als Zweigwerk der Maximilianshütte im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg in Betrieb genommen. Mit der Einstellung der Roheisenproduktion der Königin Marienhütte im sächsischen Cainsdorf bei Zwickau endete 1893 der Blocklieferungsvertrag, den die Maxhütte in Unterwellenborn mit der Königin-Marienhütte in Cainsdorf hatte. Der Generaldirektor der Maxhütte in Rosenberg entschied, auf dem damals zur Gemeinde Lichtentanne gehörigen Areal südwestlich des Zwickauer Hauptbahnhofs ein Stahlwerk mit angeschlossenen Walzwerk zu errichten. Dieses als König-Albert-Werk bekannte Stahlwerk im heute zu Zwickau gehörigen Stadtteil Maxhütte war zwischen 1898 und 1930 in Betrieb. Es wurde mit Roheisen aus Unterwellenborn beliefert. Die drei Konverter wurden nach der Schließung des König-Albert-Werks in Lichtentanne nach Unterwellenborn verlegt.

Von 1921 bis 1946 war das Werk in Unterwellenborn Teil des Flick-Konzerns. Ab 1936 wurde das Werk im Zuge der Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes vollständig auf Rüstungsproduktion umgestellt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier zahlreiche Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter aus den von Deutschland besetzten Ländern eingesetzt.

Am 5. Juni 1946 wurde das Werk enteignet und zunächst als SAG-Betrieb, ab dem 1. Juli 1948 als Volkseigener Betrieb (VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Maxhütte) weitergeführt. In den Wintermonaten 1948/49 folgten ca. 2700 Jugendliche dem Aufruf der FDJ zu einem Jugendobjekt mit dem Titel Max braucht Wasser! mit dem Ziel des Baus einer fünf Kilometer langen Fernwasserleitung von der Saale zum Werk innerhalb von drei Monaten. Das Kühlwasser wurde dringend für die Produktion benötigt. Da die Arbeitskräfte aufgrund des Mangels an Arbeitsgeräten nicht ausreichten, wurden zusätzlich hunderte Schüler aus den umliegenden Orten als Aufbauhelfer verpflichtet. Später wurde die FDJ-Initiative Max braucht Schrott oder Max braucht Knochen ausgegeben. Ersterer fielen auch einige Stahlbauwerke, z. B. ausgediente Eisenbahnbrücken, zum Opfer.

Anfangs war die Maxhütte der einzige Roheisenproduzent in der Sowjetischen Besatzungszone, da die anderen Stahlwerke in Brandenburg an der Havel, Gröditz, Riesa, Hennigsdorf und Freital als Reparationsleistungen für die Sowjetunion abgebaut und abtransportiert worden waren. In ihrer Spitzenzeit hatte die Maxhütte über 7000 Beschäftigte. Unter anderem wurde hier auch die Eisenbahnschiene S49 für die Deutsche Reichsbahn hergestellt. Bis 1987 gab es in der Nähe des Stahlwerks ein eigens eingerichtetes Haftarbeitslager für Zwangsarbeiter,[2] in dem Straf- und politische Gefangene des DDR-Regimes untergebracht waren. Dort war unter anderem auch der spätere sächsische CDU-Politiker Arnold Vaatz als Zwangsarbeiter.

Nach der Wende in der DDR wurde am 1. Juli 1990 aus dem VEB eine GmbH im Besitz der Treuhandanstalt. Nachdem das Betriebsgelände am 17. März 1992 an die Luxemburger Arbed-Gruppe verkauft worden war, wurde am 10. Juli 1992 der letzte Hochofen-Abstich vorgenommen, womit eine 120-jährige Geschichte der Roheisenproduktion beendet wurde.

Hafendrehbrücke Krefeld

Foto: Carschten/CC BY-SA 3.0

Die Drehbrücke wurde 1905 bei der Anlage des Rheinhafens in Linn im Jugendstil erbaut. 1906 wurde Linn zu Krefeld eingemeindet. Die preußische Landesregierung plante unter großer Einflussnahme durch Finanzminister Georg Freiherr von Rheinbaben eine größere Hafenanlage und die Ansiedlung von Schwerindustrie auf Krefelder Stadtgebiet entlang des Rheines zwischen Uerdingen und dem heutigen Meerbuscher Stadtgebiet. Die Pläne für den Gesamtausbau des Hafens wurden nach dem Ersten Weltkrieg nicht weiter verfolgt.

Die Drehbrücke sollte ein Symbol für einen guten Start in eine fortschrittliche Zukunft sein. Zu ihrer Einweihung war sie eine der modernsten Drehbrücken in Deutschland. Am 6. Juli 1906 wurde die Eröffnung gefeiert. Kaiser Wilhelm II. wollte die Einweihung zunächst persönlich vornehmen, doch seine Majestät war unabkömmlich. Er versprach dann zumindest die Entsendung von zwei Torpedobooten. Doch selbst diese erreichten wegen schlechten Wetters ihr Ziel nicht rechtzeitig. Bis heute ist die Brücke inklusive ihrer Antriebstechnik in funktionstüchtigem Originalzustand. Daher steht sie unter Denkmalschutz. Zwischen den 1970er und 1990er Jahren wurde die Brücke mehrmals aufwendig restauriert.

Das einzige Defizit der Brücke besteht in ihrer eingeschränkten Leistungsfähigkeit beim Lkw-Verkehrsaufkommen, sowohl betriebstechnisch (einschließlich Tragfähigkeit) als auch mit ihren jeweils über 22 m breiten Schiffsöffnungen genügt sie heutigen und zukünftigen Anforderungen wie z. B. der Passagemöglichkeit der großen Containerschiff-Klasse mit einer maximalen Breite von 17,35 m vollauf. Die Überlegungen reichten zunächst von einer Verlegung der Brücke bis zu ihrer Aufgabe. Derzeit sieht die Planung eine weitere Brücke vor, welche die Drehbrücke entlasten soll. Über die neue Brücke soll auch das Netz der Krefelder Hafenbahnbetriebe angeschlossen werden. Die Linner Drehbrücke soll dann nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden können.

Die Drehbrücke überbrückt die Schiffszufahrt in den Linner Rheinhafen und verbindet die Hafenstraße mit der Hentrichstraße. Sie ist einspurig und konnte zu Beginn auch mit Güterwaggons befahren werden. Der Verkehr in Richtung Hafenkopf hat Vorrang. Die Brücke wird etwa 150 Mal im Jahr gedreht, wenn ein Schiff nicht unter der Brücke hindurch passt. Insbesondere bei Hochwasser ist dies oft der Fall.

Bevor die Brücke gedreht werden kann, muss sie über ein System aus Hubkolben im Mittelpfeiler um 11 Zentimeter angehoben werden. Ein 30 PS starker Motor sorgt für den nötigen Druck, um die 700 Tonnen schwere Stahlkonstruktion zu heben. Dann kann die Brücke um 90 Grad um den Mittelpfeiler gedreht werden, um größere Schiffe passieren lassen zu können. Der Hebe-und-Drehvorgang kann auch ohne maschinelle Kraft erfolgen; vier Menschen sind dafür notwendig.

Zuckerfabrik Oldisleben

Foto: Aschroet/CC0

Das Museum Zuckerfabrik Oldisleben ist ein einstiges Werk zur Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben in Oldisleben im thüringischen Landkreis Kyffhäuserkreis. Der Gebäudekomplex der Zuckerfabrikation steht als Zuckerfabrik Oldisleben unter Denkmalschutz und ist ein Industriedenkmal der Lebensmittelherstellung beziehungsweise der Genussmittelherstellung.

Am 30. Januar 1872 wurde die Fabrik gegründet unter dem Namen Zuckerfabrik Oldisleben eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht. Am 4. Februar 1872 wurde beschlossen, die Zuckerfabrik direkt neben der um 1835 erbauten Zuckersiederei zu bauen. Kurz darauf begannen die Bauarbeiten, mit der technischen Ausstattung wurde das Unternehmen Röhrig & König beauftragt und der 41,5 Meter hohe Schornstein errichtet. Im Februar 1872 wurden die Gebäude und das Gelände der Zuckersiederei von den Grundbesitzern Göring und Dittmann an die Genossenschaft für 20.000 Mark verkauft. Am 27. Februar 1873 begann die erste Kampagne.

Die Zuckerfabrik hatte sechs Dampfmaschinen aus dem Entstehungszeitraum 1882 bis 1925 sowie die letzte Diffusionsbatterie in Europa, gefertigt im Jahr 1906. Der Kalkofen mit Wasserkastenaufzug wurde 1898 gebaut. Vom 26. September bis 18. Dezember 1990 wurde dort die letzte Zuckerrübenkampagne gefahren, in der 6639 Tonnen Weißzucker erzeugt wurden. Bis dahin war sie Europas letzte Zuckerfabrik mit der ursprünglichen Technologie aus dem Jahr 1872: Sie arbeitete mit Diffusionsbatterien, Dampfmaschinen und anderen historischen Geräten.

Danach wurde die Entscheidung verwirklicht, die Fabrik im Originalzustand als Industriemuseum beziehungsweise Erlebnismuseum für die Nachwelt zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen.