Zeche Radbod Doppelfördermaschinenhäuser gehen an Hammer Architekten

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Hamm (pm/aw). Die beiden Maschinenhäuser der Zeche Radbod Schacht 1 und Schacht 2 in Hamm befanden sich mehr als 20 Jahre lang in der Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Nun wurden beide Häuser offiziell an den Hammer Architekten Mehmet Karademir und seinen Geschäftspartner Fadil Mansuroglu übergeben, die hier u.a. eine qualitätvolle Büronutzung umsetzen wollen. Das hochkarätige Denkmalensemble Zeche Radbod Schacht 1/2 stammt aus den Jahren 1907/08 und umfasst neben zwei Fördergerüsten und Relikten von Schachthallen, die im Eigentum der Stiftung verbleiben, zwei Doppelfördermaschinenhäuser samt technischen Anlagen: Die dampfbetriebenen Zwillingstandemfördermaschinen, von denen die eine 1907 von der Friedrich-Wilhelmshütte und die andere 1908 von der Eisenhütte Prinz Rudolph gebaut wurde.

Die Maschine zu Schacht 1 wurde in den letzten Jahren durch die Industriedenkmalstiftung gereinigt und konserviert. „Wir begrüßen die Umnutzung der denkmalgeschützten Maschinenhäuser, die eine Einbindung der historisch wertvollen Fördermaschinen und eine öffentlich zugängliche, gastronomische Nutzung vorsieht. Auf Radbod wird ein Arbeits- Ort mit hoher Ausstrahlung und Authentizität entstehen,“ sagte Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung. „Der Kohlebergbau ist fest mit der Geschichte der Stadt Hamm verwoben. Neue Arbeitsplätze an historischem Ort haben ihren besonderen Reiz und ihre ganz eigene Atmosphäre; mit ihren Umnutzungen weisen sie außerdem nachhaltig in die
Zukunft.“

Die Stiftung hatte das Industriedenkmal 1995 in ihr Eigentum übernommen, um es vor dem Abriss und Verfall zu bewahren. In den Folgejahren wurden aufwendige Instandsetzungs- und Sicherungsarbeiten an den Dächern und Fassaden der Maschinenhäuser durchgeführt. Zudem wurden die Fördergerüste über Schacht 1 und 2 mit den zugehörigen Schachthallen 2015-2016 mit Städtebaufördermitteln des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen saniert. Die Stiftung hat ein Konzept für Besucher-Führungen erarbeitet und das Denkmal bis zum Beginn der Corona Pandemie regelmäßig im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht. Dazu zählten auch kleinere Veranstaltungen und Vermittlungsprojekte mit ortsansässigen Schulen. Darüber hinaus nutzten das Jobcenter Hamm und die Werkstatt im
Kreis Unna die Gebäude in den vergangenen Jahren als Einrichtungen für die Aus- und Weiterbildung von Schülern, Jugendlichen, Geflüchteten und Arbeitssuchenden. Des Weiteren hält der Geschichtskreis der Zeche Radbod mit seinen umfangreichen Schriften die Historie der Zeche lebendig.

Bereits 2008 war ein erster Kontakt zu dem Hammer Architekten Mehmet Karademir entstanden, der Interesse an den Objekten signalisierte. Gemäß ihrem Satzungszwecke kann die Stiftung Objekte übertragen, wenn dadurch die Erhaltung und Pflege der aufstehenden Industriedenkmäler im Stiftungssinne auf Dauer gesichert sind. So wurden gemeinsam Wege und Möglichkeiten für eine neue Nutzung gesucht und in Absprache mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Hamm und dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen-Lippe entwickelt.

Das Architekturbüro Karademir plant im Maschinenhaus 1 eine Büronutzung mit moderner Multi Media-Technik. „Hier sollen Start-ups Platz finden und Raum für Arbeits- oder Besprechungsmöglichkeiten zur Anmietung geschaffen werden. Neben einer großen Empfangshalle mit viel Glas und Aufzügen, um die Barrierefreiheit zu gewähren, soll die technische Ausstattung im Maschinenhaus 1 in einem offenen Bereich vom zweiten Obergeschoss aus sichtbar bleiben“, so Mehmet Karademir. Für das Maschinenhaus 2 sind eine gewerblich-dienstleistende Nutzung sowie ein Bistro vorgesehen. Der zeitliche Rahmen für die Entwicklung der beiden Häuser wird von den neuen Eigentümern mit ca. zwei Jahren angesetzt.

Denkmalwert Zeche Radbod

Über den Schächten 1 und 2 der Zeche Radbod wurden in den Jahren 1907/08 jeweils ein eingeschossiges Einstrebengerüst der Bauart Promnitz 2 errichtet. Die Fördermaschinenhäuser entstanden im selben Zeitraum. Sie sind im Stil des Historismus ausgeführt. Rundbogenfriese, Lisenen und der Wechsel von Ziegelstein- und Putzfeldern gliedern die Fassaden. Die dampfbetriebenen Zwillingstandemfördermaschinen gehören zu den noch wenigen ihrer Art, die in Nordrhein-Westfalen erhalten blieben sind.