Wasserstraßenkreuz Minden

Das Wasserstraßenkreuz Minden ist eine Kreuzung von zwei Wasserstraßen im ostwestfälischen Minden. Hier wird der Mittellandkanal seit 1915 in einer Trogbrücke über das Wesertal und die rund 13 Meter tiefer gelegene Weser geführt. Damit kreuzt hier der zentrale Teil des Mittellandkanals einen von Süd nach Nord verlaufenden schiffbaren Fluss. Seit 1998 läuft der Schiffsverkehr über die parallel errichtete neue Brücke. Beide Kanalbrücken überbrücken mit 370 Metern beziehungsweise 398 Meter Länge den Fluss und die Weserwiesen. Dies ermöglicht 174 Kilometer freie Fahrt für die Schifffahrt auf dem Kanal, die ansonsten diesen Geländeeinschnitt mit Schleusen überwinden müsste.

Der Mittellandkanal wird über zwei Verbindungskanäle mit Schleusen an die Weser angeschlossen, welche der Schifffahrt den Wechsel zwischen den beiden Wasserstraßen ermöglichen. Für Mittellandkanal, Weser und die beiden Verbindungskanäle ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Minden zuständig.

Neben dem Kreuz in Minden gibt es im Verlauf des Mittellandkanals das Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Beide sind in Deutschland die einzigen Wasserstraßenkreuze mit Trogbrücke. Trogbrücken sind im Bereich der deutschen Wasserstraßen sehr verbreitet. Wenn diese einen nicht (mehr) schiffbaren Wasserlauf überqueren, wie beispielsweise den der Leine bei Seelze, wird das allerdings nicht als Wasserstraßenkreuz bezeichnet.

Der Preußische Staat sah zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Notwendigkeit, eine Wasserstraßenverbindung zwischen Rhein, Weser und Elbe und damit eine West-Ost-Wasserstraße nördlich der Mittelgebirge zu schaffen. Der preußische Ministerialdirektor und Wasserbauingenieur Leo Sympher wurde beauftragt, die Planungen dafür zu übernehmen. Daraus folgend wurde am 1. April 1905 das Gesetz zum Bau des Mittellandkanals unter dem damaligen Namen „Rhein-Weser-Kanal“ vom Dortmund-Ems-Kanal im Westen bis Hannover im Osten beschlossen. Der Bau wurde trotz erheblicher Schwierigkeiten im Ersten Weltkrieg bis zum Jahr 1916 abgeschlossen.

1920 wurde die Fortsetzung des Kanals nach Osten bis zur Elbe hin beschlossen. Neben der wirtschaftlich nötigen Binnenwasserstrasse, spielten bei der Planung und Bau zunehmend auch die Überlegung der Arbeitsbeschaffung in wirtschaftlich schwierigem Umfeld eine Rolle. Leo Sympher schied zu diesem Zeitpunkt aus dem aktiven Dienst aus. Die 1915 eröffnete erste Brücke wurde 1998 durch eine zweite Brücke mit größerem Profil ergänzt, um den neuen größeren Großmotorschiffen den Weg zu ermöglichen. Die alte Brücke wird ab diesem Zeitpunkt nur noch von Sportbooten benutzt; der Verkehr der Berufsschifffahrt findet nur noch über die neue Brücke statt. Die Stadt Minden hat die alte Kanalbrücke 1987 in ihre Denkmalliste als stadtbildprägendes Denkmal eingetragen.

Die Brücken des Wasserstraßenkreuzes Minden überspannen das eigentliche Wesertal und ermöglichen so den gleichbleibenden Wasserspiegel des Mittellandkanals über die Eintalung hinweg. Die zunächst gebaute alte Brücke ist inzwischen durch eine neue Brücke ersetzt worden und wird nur noch für die Sportschifffahrt benutzt. Die Einfahrten sind durch quer gelegte, stationär verankerte Schuten blockiert. Der Dienstweg kann weiterhin durch Personen und Radfahrer benutzt werden.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Minden betreibt im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit in unmittelbarer Nähe der Schachtschleuse Minden ein Informationszentrum mit einer umfangreichen Ausstellung. Anhand von Schrift- und Bildwänden, Videofilmen, Computern und einer Vielzahl von Modellen informiert die Ausstellung über das deutsche Wasserstraßennetz. Ein Teil der Ausstellung ist dem Wasserstraßenkreuz Minden, dem Mittellandkanal und der Weser gewidmet.

Leo-Sympher-Denkmal

Innerhalb der Anlagen des Wasserstraßenkreuzes Minden befindet sich vor dem Informationszentrum ein Denkmal, das an den preußischen Ministerialdirektor Leo Sympher erinnert. Sympher wurde am 19. Oktober 1854 in Hann. Münden als Sohn eines hannoverschen Offiziers geboren und war Bauingenieur mit dem Arbeitsschwerpunkt Wasserbau. Er war maßgeblich am Bau des Nord-Ostsee-Kanals beteiligt und wurde deshalb 1899 in das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen, um sich dem Ausbau der preußischen Wasserstraßen zu widmen.

Planung und Ausführung des Mittellandkanals als Verbindung zwischen Ems, Weser und Elbe am Südrand des Norddeutschen Tieflands, insbesondere des Wasserstraßenkreuzes von Mittellandkanal und Weser, sind sein Hauptwerk. Von Leo Sympher wurden im Einzugsbereich der Weser die Edertalsperre mit 202 Millionen m³ und die Diemeltalsperre mit 20 Millionen m³ Inhalt errichtet. Diese sollen im Sommerhalbjahr Zuschusswasser in die Weser als Ersatz für die in Minden zu entnehmenden Wassermengen zur Versorgung des Kanals liefern und einen gleichmäßigen Wasserstand der Oberweser erreichen.

Quellen: Wikipedia, WSA Minden, Mindener Fahrgastschifffahrt

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Dokument erstellt am 15.08.2017
Letzte Änderung am 15.08.2017

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.