UNESCO adelt Augsburger-Wassermanagement-System und Erzgebirge

Im Technikmuseum am Hochablass können Gäste die Trinkwasserversorgung früherer Tage nachvollziehen. Foto: UNESCO/Johann Angermann

Baku (aw). Deutschland kann sich über zwei neue Weltkulturerbestätten freuen. Die UNESCO nimmt sowohl das Wassermanagement-System in Augsburg als auch die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří in die Liste schützenswerten Erbes auf. Und während zwei Bundesländer feiern, geht ein Gebiet leer aus – zumindest vorerst. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Baku (Aserbaidschan) und hat jetzt die Katze aus dem Sack gelassen.

Augsburger Wassermanagement-System

Bedacht als 46. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland wurde das Wassermanagement-System in Augsburg. Die Stadt zwischen den Flüssen Lech und Wertach entwickelte sich über acht Jahrhunderte zu einem Innovationszentrum des Wasserbaus und der Wasserkraft, was sich in zahlreichen Architektur- und Technikdenkmälern widerspiegelt. Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, freut sich über die Auszeichnung. „Mit diesem Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst als ingenieurtechnische beziehungsweise künstlerische Leistung gewürdigt, sondern auch der nachhaltige Umgang mit unserer wertvollsten Ressource seit über 700 Jahren. Das zeigt einmal mehr den engen Zusammenhang von Kultur und Nachhaltigkeit als Teil unseres Lebensraumes.“

Insgesamt 22 Objekte der Technik, Industriearchäologie, Architektur und bildenden Kunst zählen zu der neuen Welterbestätte. Dazu gehören mittelalterliche Kanäle und Wasserwerke aus der frühen Neuzeit ebenso wie drei Renaissance-Brunnen und der sogenannte Eiskanal. Er wurde für die Olympischen Spiele 1972 errichtet und dient bis heute Kanuten als Trainingsstätte. 530 kleine und große Brücken führen über Bäche und Kanäle der Stadt – damit zählt Augsburg mehr Brücken als Venedig.

Bergbaulandschaft Altenberg-Zinnwald: Blick in die Reichtrosterhöhle des Tiefen-Bünau-Stollen. Foto: UNESCO/J. Kugler

Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

Die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ist die 45. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland. Das UNESCO-Welterbekomitee hat jetzt auf gemeinsamen Vorschlag Deutschlands und Tschechiens die Stätte in die Welterbeliste aufgenommen und begründet die Entscheidung damit, dass die Stätte als herausragendes Zentrum wissenschaftlich-technologischer Bergbauinnovation und als einzigartige montane Kulturlandschaft gilt.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dankte dem UNESCO-Komitee für die Entscheidung und die Anerkennung der Montanregion Erzgebirge als Welterbestätte. Das Projekt sei ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit. „Glück auf!“, sagte Kretschmer.

Das Erzgebirge blickt zurück auf eine glanzvolle Bergbaugeschichte. Erste Silberfunde waren im Jahr 1168 in der Nähe der heutigen Stadt Freiberg. Seitdem besiedelten Bergleute und Handwerker die Gegend und entdeckten weitere Erzvorkommen. Die Menschen im Erzgebirge entwickelten Organisationsformen und Technologien, die die Wirtschaft, staatliche Systeme und gesamtgesellschaftliche Umbrüche wie die Industrielle Revolution in ganz Europa entscheidend prägten. So wurde ab dem 16. Jahrhundert die Verwaltung und Führung der Bergwerke staatlich kontrolliert. Die neue Bergbaubürokratie legte den Grundstein für ein frühkapitalistisches Zahlungssystem: Die erstmals 1520 geprägten Silbertaler dienten mehrere Jahrhunderte als Vorbild für die Währungssysteme in vielen europäischen Staaten und gelten als Vorgänger des Dollars.

Im erzgebirgischen Freiberg wurde 1765 die älteste noch bestehende Bergakademie gegründet. Hier forschten namhafte Wissenschaftler, die das Wissen weit über die Region und Europa hinaustrugen, darunter Abraham Gottlob Werner, der als Mitbegründer der modernen Montanwissenschaft gilt, und der Naturforscher Alexander von Humboldt.

Römische Militärgrenze „Donaulimes“

Weil Budapest kurzfristig Änderungswünsche hatte, scheiterte der von Deutschland gemeinsam mit Österreich, der Slowakei und Ungarn eingereichte Antrag zum Donaulimes und wurde vom Komitee nicht bedacht. Entsprechend einer Pressemitteilung verkündete die UNESCO, dass man die Beschlussfassung zur transnationalen Welterbe-Bewerbung des Donaulimes vertagt habe. Der Weltdenkmalrat ICOMOS hatte dem UNESCO-Komitee ursprünglich empfohlen, die gemeinsame Nominierung Deutschlands, Österreichs, der Slowakei und Ungarns in die Welterbeliste aufzunehmen. Der Änderungswusch Budapests mache gemäß den Richtlinien zur Umsetzung der Welterbekonvention eine Neubewertung durch den Weltdenkmalrat notwendig. Demnach kann über die Bewerbung des Donaulimes frühestens auf der 44. Sitzung des Welterbekomitees 2020 entschieden werden.