
Stuttgart/Gemmingen (pm/aw). So manche Sanierung eines historischen Baudenkmals hält Überraschungen bereit. Nur selten allerdings sind diese so dramatisch wie beim Alten Rentamt in Gemmingen: Erst in der Bauphase hatten sich gravierende Mängel bei der Statik des über 400 Jahre alten Gebäudes herausgestellt. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert die außergewöhnlich aufwändige Gesamtinstandsetzung nun ein zweites Mal und stellt zur Nachfinanzierung einen Zuschuss von 60.000 Euro zur Verfügung, erneut aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Bereits im 18. Jahrhundert ist das Rentamt deutlich erweitert worden, ohne auf eine sachgemäße Lastabtragung zu achten“, erklärt Karl-Eugen Graf zu Neipperg, Kuratoriumsmitglied der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Mehrere Umbauten im Lauf der Jahrhunderte haben die Stabilität der Konstruktion weiter geschwächt. Hinzu kommt ein problematischer Baugrund, der an vielen Stellen deutlich zu weich ist.“
Erst mit Hilfe von Bohrpfählen ist es gelungen, einen festen Untergrund herzustellen. Neue Streifenfundamente stabilisieren jetzt Kellergewölbe und das massiv gemauerte Erdgeschoss. Das teils kunstvoll verzierte Fachwerk der Etagen darüber und das Dach sind instandgesetzt worden und haben eine neue Tragkonstruktion erhalten. Erst damit wird es schließlich möglich sein, das 1618 erbaute Gebäude in ein neuzeitlich nutzbares Schmuckstück mit drei Wohnungen zu verwandeln.
„Für den privaten Bauherrn stellten diese zusätzlichen Maßnahmen einen erheblichen finanziellen Kraftakt dar, der weder vorhersehbar war noch allein kaum zu bewältigen ist“, ergänzt Graf zu Neipperg. „Seine Ausgaben haben sich gegenüber den ursprünglich geschätzten Kosten nahezu verdoppelt.“
Umso höher sei zu bewerten, dass am Erhaltungskonzept festgehalten und das Kulturdenkmal dadurch dauerhaft gesichert worden sei. „Ohne die besonderen Anstrengungen dieses engagierten Eigentümers wäre das Gemminger Rentamt vermutlich nicht erhalten geblieben“, so das Kuratoriumsmitglied.