Soziokulturelles Jugendzentrum kann nicht in Lokschuppen einziehen

Der Lokschuppen und Anbau in seinem schlechten Zustand vor einigen Jahren. Foto: Dr. Alexander Mayer/CC BY-SA 3.0

Fürth (aw). Der Fürther Lokschuppen in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Stadtgrenze steht unter Denkmalschutz und ist das älteste Denkmal der Eisenbahngeschichte Mittelfrankens sowie einer der ältesten noch erhaltenen Lokschuppen Deutschlands. Der Lokschuppen wurde aus Sandsteinblöcken mit zwei Gleisen, Wartungseinrichtungen für Dampflokomotiven und mit einem mit Bitumen gedeckten Dach mit Holzdachstuhl (Satteldach) errichtet. Die beiden später ergänzten Gebäude (Wohngebäude und Remise) wurden in Ziegelbauweise ausgeführt und verputzt. Sie erhielten ein gedecktes Dach mit einem Dachstuhl aus Holz. Das Dach des Wohngebäudes wurde als Schopfwalmdach ausgeführt. Bei einem Brand wurde das Gebäude stark beschädigt.

Die Deutsche Bahn nutzte die Gebäude bis Ende der 1980er Jahre. 2002 ging der Lokschuppen in den Besitz eines Immobilienentwicklers über, der sich gegen jede Bestandssicherung des Gebäudes (auch gerichtlich) wehrte. 2012 erklärte sich das DB Museum Nürnberg bereit, den Lokschuppen nach einer Translozierung auf ihrem Freigelände aufzustellen, rückte jedoch 2014 von dieser Zusage wieder ab. Ende des Jahres 2015 verkaufte der Immobilienentwickler den Lokschuppen an einen Fürther Investor der eine Nutzung und damit den Erhalt in Aussicht stellte. Der Vorbesitzer stellte jedoch vorher noch einen Abrissantrag, der im April 2016 zur Verhandlung kam und zunächst vertagt wurde. Der Investor sagte im November 2016 wiederum eine Sicherung und Sanierung des Gebäudes einschließlich der Remise zu, die Klage werde zurückgenommen.

2018 begannen die ersten Bauarbeiten am Lokschuppen, bei denen zuerst ein Übergangsdach errichtet wurde, um die Bausubstanz vor Regen und Schnee zu schützen. Der neue Eigentümer hatte sich dann mit dem Amt für Denkmalschutz und der Stadt Fürth abgesprochen und klären lassen, was in dem Gebäude noch erhalten oder originaltreu ersetzt werden musste. Danach sollten erste Sanierungsarbeiten beginnen. Passiert ist bisher nicht viel.

2020 wollte eine alternative Szene in das Gebäude einziehen und ein selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum betreiben. Mit der Stadt Fürth, die das Projekt als Mieterin unterstützen würde, und dem Eigentümer hatte man schnell positive Gespräche geführt. Doch die Corona-Pandemie machte all diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kommt, dass die Betreiber im großen „Saal“ des Lokschuppens regelmäßig Veranstaltungen mit bis zu 200 Leuten und bis 5 Uhr morgens planen wollte. Nach Angaben der Stadt wären somit die Schallschutz-Gegebenheiten noch zu klären. Genau dieser Lärmschutz war es dann, der auch die Planungen der möglichen Mieter zunichte machte. „Die Lärmgrenzwerte zur Nachtzeit werden an der nördlich gelegenen Wohnbebauung durch das Kommen und Gehen der Gäste überschritten“, sagte Gudrun Hopfengärtner vom zuständigen Ordnungsamt gegenüber „nordbayern.de“.

Oberbürgermeister Thomas Jung besiegelte mit seiner Aussage das Ende der Planungen, indem er sagte, dass das soziokulturelle Zentrum nicht in den Lokschuppen einziehen kann. Und weil die Stadt nach den Erfahrungen mit dem Lärmstreit in der Gustavstraße kein Risiko eingehen möchte, ist die zukünftige Nutzung des Lokschuppens nach wie vor unsicher. Sicher aber ist, dass der Verfall weiter voranschreiten wird.