Restauriertes Engels-Haus ist einmaliges Referenzobjekt

Restauriertes Engels-Haus. Foto: Christoph Grothe.

Wuppertal (pm/aw). Es ist eines der wichtigsten Gebäude der Stadt Wuppertal: Das denkmalgeschützte Engels-Haus – das Haus des Großvaters von Friedrich Engels – wird pünktlich zum 200. Geburtstag des Mitbegründers des Sozialismus am 28. November 2020 nach aufwendiger Sanierung und funktionaler Ertüchtigung wiedereröffnet. Der Termin gehört zu den großen Highlights des Engelsjahres. Inzwischen sind die umfangreichen Restaurierungsarbeiten im und am Gebäude abgeschlossen, in den kommenden Wochen wird die neu konzipierte Dauerausstellung installiert. „Bei der Sanierung und Restaurierung des Engels-Hauses handelt es sich um ein einmaliges Referenzobjekt für den Denkmalschutz in Deutschland. Wegen der besonderen Bedeutung des Gebäudes wurde im November 2016 eine umfangreiche Bauforschung durchgeführt – die erste in Wuppertal überhaupt“, erläutert Dr. Hans-Uwe Flunkert, Leiter des Gebäudemanagements der Stadt Wuppertal.

Dabei begutachteten Restauratoren Stein und Raumfassung (Putz und Stuck), Holz (Fachwerk, Fenster, Treppen), Tapeten sowie Metall (Geländer und Gitter). In Zusammenarbeit mit den Restauratoren, der Unteren Denkmalbehörde und dem Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal (GMW) erstellte das auf Denkmalschutz spezialisierte Architekturbüro Hebgen ein ausführliches Gutachten über das in Fachwerkbauweise mit Lehmausfachungen und Lehmputz errichtete und mit Schiefer verkleidete Haus. „Die Bauforschung ergab, dass das Engels-Haus seit seiner Errichtung im Jahr 1775 bis zu seiner Eintragung in die Denkmalliste 1992 mehrere zum Teil tiefgreifende Umbauphasen erlebt hat. Weil es sich beim Engels-Haus um ein typisches Beispiel für ein großbürgerliches Fachwerkwohnhaus des bergischen Spätbarocks handelt, zielt die Grundausrichtung der Sanierung und Restaurierung insbesondere auf den Zustand nach dem ersten großen Umbau um 1800 ab. Wobei auch spätere Sanierungsphasen bei der Gebäuderestaurierung berücksichtigt wurden. Das Engelshaus wurde aus denkmalpflegerischer Sicht vorbildlich saniert“, fasst Markus Truskawa von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Wuppertal die Arbeit der vergangenen Monate zusammen. Und fügt hinzu: „Die Erkenntnisse der fundierten Grundlagenforschung haben zum Beispiel dazu geführt, dass wieder historische Materialien wie Farben und Putze verwendet wurden. Insbesondere die Verwendung von modernen Lehmbaustoffen und Leinölfarben führen zu einem tollen Raumklima, das nicht nur extrem nachhaltig ist, sondern welches die Besucher sicherlich erfühlen und erleben werden. Wuppertal kann stolz sein auf ein derart überregional bedeutsames Baudenkmal!“

Wertvolle Tapete im Musikzimmer freigelegt

Seit 2018 liefen umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im und am Gebäude – durchgeführt von Betrieben, die noch die entsprechenden traditionellen Handwerkstechniken beherrschen: Dach und Fassaden wurden neu verschiefert; Fenster und Fensterläden wurden restauriert; historische Holzbauteile wie Türblätter und -zargen, Fußleisten und Treppe wurden neu aufgearbeitet; Natursteinsockel und Gewölbe des Gebäudes wurden gereinigt und mit einer Schutzschicht versehen. Das Parkett wurde Stück für Stück nummeriert, aufgenommen, aufbereitet und wieder eingesetzt. Selbst als die Arbeiten schon in vollem Gange waren, hielt das Engels-Haus noch positive Überraschungen parat: So wurde zum Beispiel während der großflächigen Abtragung von Schichten im Musikzimmer im Erdgeschoss eine dort nicht vermutete wertvolle Tapete freigelegt, die nun mit einer Schutzschicht versehen und zu einem kleinen Teil zu sehen ist.

Am 28. November 2020 wird das Engels-Haus als Museumsstandort wiedereröffnet und dann als ein Standort des Museums für Industriekultur offiziell den Namen MIK Engels-Haus tragen. „In der neu konzipierten Dauerausstellung wird Leben und Werk des berühmtesten Sohns Wuppertals gezeigt und ein faszinierender Einblick in die bürgerliche Alltagskultur der pietistischen Unternehmerfamilie Engels gegeben. Besonders bemerkenswert sind hier das Musikzimmer der Familie Engels mit aufwendigen Stuckarbeiten sowie das repräsentative Tapetenzimmer, dessen farbige Darstellung von Fluss- und Küstenlandschaften bis heute beeindrucken“, gibt Dr. Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums Wuppertal, einen Ausblick. Neben der (Bau-)Geschichte des Gebäudes werden in Zukunft im Engels-Haus auch authentische Möbel wie zu Lebzeiten Engels‘ zu sehen sein. Zudem können einige Exponate aus der Engels-Sonderausstellung (15. Mai bis 20. September in der Kunsthalle Barmen/Haus der Jugend) – wie beispielsweise das Taufkleid von Friedrich Engels – ab 28. November 2020 in der neuen Dauerausstellung betrachtet werden.

Insgesamt 789 Quadratmeter Grundfläche

Das Museum wird das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss belegen, die Räume in der Mansarde und im Dachgeschoss werden für Büros des Historischen Zentrums Wuppertal genutzt. Der Gewölbekeller kann vereinzelt im Rahmen der Museumsnutzung, zum Beispiel für Führungen, genutzt werden. Die Kosten für die Bauforschung belaufen auf sich auf etwa 500.000 Euro, für die Sanierung und Restaurierung wurden rund 3,8 Millionen Euro veranschlagt. Gefördert wird die neukonzipierte Dauerausstellung im Engels-Haus vom Landschaftsverband Rheinland.