Museum für Industriekultur Osnabrück

Dampfmaschine im Museum Industriekultur. Foto: rottenplaces Archivfoto

Das Museum Industriekultur liegt in Piesberg, einem Berg auf der Grenze der Stadt Osnabrück im Süden und der Gemeinde Wallenhorst im Norden. Der westliche Teil des Berges liegt im Osnabrücker Stadtteil Pye, der südöstliche Teil im Stadtteil Haste und der nordöstliche Teil im Wallenhorster Ortsteil Lechtingen. Hier wurde bis 1898 und erneut in geringerem Umfang nach dem Zweiten Weltkrieg Steinkohle abgebaut. Der Piesberg war einer der größten Sandsteinbrüche Europas – noch immer wird an den Flanken Sandstein abgebaut. Hauptgebäude des Museums ist das Haseschachtgebäude, das 1871 fertiggestellt wurde. Seit 2010 gehört das Museum Industriekultur zur Route der Industriekultur im Nordwesten.

Das heutige Museumshauptgebäude diente nach der Schließung der Steinkohlenzeche am 8. Juni 1898 ab 1906 als Unterkunft für Arbeiter der Steinindustrie, die bis heute am Piesberg Karbonquarzit abbaut. Während des Zweiten Weltkriegs war es ein Lager für Kriegsgefangene. Nach Ende des Krieges kamen darin Flüchtlinge aus Schlesien unter. Sie lebten dort bis in die 1960er Jahre. Bis zur Restaurierung, die 1985 begonnen wurde, verfiel das Gebäude. 1994 wurde das Museum eröffnet, zunächst als Museum der Stadt Osnabrück. 1998 wurde es zur Gemeinnützigen GmbH mit der Sparkasse Osnabrück als Mehrheitsgesellschafterin.

Zum Komplex des Museums gehören neben dem Haseschachtgebäude das 1893 errichtete Magazingebäude und der historische Pferdestall. Das Magazingebäude diente den Bergleuten als Waschkaue und wird heute vom Museum Industriekultur für Sonderausstellungen genutzt. Der frühere Pferdestall der Steinindustrie präsentiert sich nach einer umfassenden Restaurierung als besonderes Schmuckstück. Im Pferdestall ist zu dem Themenfeld „Industrialisierung des Handwerks“ eine Dauerausstellung zu sehen, die sich durch einen museumspädagogischen Schwerpunkt auszeichnet und damit u. a. für Schulen, Kindergärten und Kindergruppen in Osnabrück und der Region als außerschulischer Lernstandort zur Verfügung steht.

Für die Themen Papierherstellung, Schuhmacherwerkstatt und Mühlenwesen sind – unter anderen – museumspädagogische Angebote für Schulen, Kindergärten und Kindergruppen ausgearbeitet und buchbar. Das Piesberger Gesellschaftshaus wurde im Jahre 1871 erbaut und war Gast- und Vereinshaus der Steinkohlenzeche am Piesberg. Heute nutzt der Kulturverein Piesberger Gesellschaftshaus das Gebäude mit seinem Festsaal sowohl für zahlreiche Kulturveranstaltungen als auch für Familienfeiern und andere Anlässe. Das Museum Industriekultur betreibt dort eine historische Druckerei mit museumspädagogischen Angeboten. Im einstigen Zechenbahnhof, der 1857 fertiggestellt war, ist heute der Verein Osnabrücker Dampflokfreunde beheimatet, der sich zum Ziel gesetzt hat, historische Schienenfahrzeuge zu sammeln, aufzuarbeiten und fahrtüchtig zu erhalten, um diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem fährt nach fast 50 Jahren am Piesberg wieder eine Feldbahn.

In Zusammenarbeit mit dem Museum Industriekultur Osnabrück ist es dem Museum für feldspurige Industriebahnen Osnabrück-Piesberg e. V. gelungen, den Feldbahnbetrieb am Piesberg wieder aufzunehmen. Vom Museum Industriekultur können Besucher mit der Feldbahn in die Industriekulturlandschaft am Piesberg fahren. Die Feldbahn fährt von April bis Oktober an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat.

Im Haseschachtgebäude zeigt das Museum die Entwicklung Osnabrücks von der Ackerbürgerstadt des 18. Jahrhunderts bis zum modernen Industrie- und Wirtschaftsstandort der Gegenwart. Das 19. Jahrhundert ist Schwerpunktthema des Museums. In der Dauerausstellung werden die zentralen Themen „Steinkohlebergbau“, „Mythos Dampf“, „Frühe Fabriken“ und „Frühindustrialisierung“ behandelt. Die Ausstellung „Magie des Steinkohlenwaldes“ präsentiert anschaulich die Entstehung der Steinkohle am Piesberg und eine faszinierende Sammlung von Fossilien. Wechselnde Ausstellungen vertiefen den Einblick in Aspekte der regionalen Industriegeschichte.

Eine besondere Attraktion findet man in der Maschinenhalle. Der Boden erbebt, wenn sich langsam und geräuschvoll die beiden Dampfmaschinen aus den Jahren 1849 und 1916 in Bewegung setzen. Ihre mächtigen Transmissionsriemen treiben Maschinen an und eine historische Metallwerkstatt erwacht zu unverhofftem Leben: Fräse, Bohrer und Drehbank bewegen sich wie von Geisterhand. Von der Schachthalle des Haseschachtgebäudes fährt man – wie einst die Bergleute – mit einem gläsernen Fahrstuhl 30 Meter tief „unter Tage“ ein und begeht einen 300 Meter langen historischen Bergwerksstollen, der zum Magazingebäude mit der ehemaligen Waschkaue führt, in der sich die Bergleute den Kohlenstaub abwuschen und die heute für Sonderausstellungen genutzt wird.

Interessante Links

www.industriekultur-museumos.de
www.feldspur.de