Mittelalterliche Spuren bei Ausgrabungen in Werl

Das neuzeitliche Kellerfundament wird von den Archäologen genauestens vermessen. Foto: EggensteinExca/T. Evers

Werl (lwl). Archäologen haben in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Werler Altstadt Spuren entdeckt, die bis in das Mittelalter zurückreichen. Ihnen gelang auch indirekt der Nachweis einer der großen Stadtbrände Werls. Fast hundert Befunde aus Mittelalter und Früher Neuzeit haben die Forscherinnen in der Altstadt Werls dokumentieren können. „Die ältesten Strukturen datieren in das 11. und 12. Jahrhundert“, erläutert Dr. Eva Cichy, Wissenschaftliche Referentin der LWL-Archäologie für Westfalen. „Also sogar noch in die Zeit vor der Verleihung des Stadtrechts an Werl im Jahr 1218.“

Dabei handelt es sich zumeist um Gruben, deren Tiefe bis zu 2,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau reicht. Zum Teil wurden sie wohl als Erdkeller genutzt, um darin Vorräte zu lagern. Das lehmige Aushubmaterial der Gruben fand möglicherweise Verwendung, um die Wände von Fachwerkhäusern zu bauen.

Von diesen Wänden fand das Archäologenteam mehrere Trümmer als Verfüllung in den Gruben. Sie geben indirekt einen Hinweis auf einen großen Stadtbrand, der Werl 1486 heimsuchte und fast zur Hälfte zerstörte. „Der Lehm der Hauswände ist verziegelt“, erklärt Grabungsleiter Thies Evers. „Das heißt, das Material war einer so großen Hitze ausgesetzt, dass es aushärtete und fest wurde. Fast schon wie ein Ziegelstein.“ Neben diesen Wandresten befanden sich auch mehrere Keramikscherben und Tierknochen in den Gruben. Offenbar entsorgten dort die Werler damals auch ihre kaputten Gefäße und Schlachtabfälle.

Zum Glück, wie LWL-Archäologin Cichy findet: „Dadurch können wir genau datieren, wann die Erdkeller verfüllt wurden.“ Denn in Werl gab es auch später im 16. Jahrhundert zwei Stadtbrände. „Aufgrund der Keramikfunde, können wir aber mit großer Sicherheit sagen, dass die verziegelten Trümmer mit dem Brand im 15. Jahrhundert in Verbindung zu bringen sind“, so Cichy weiter.

Auch eine Nutzung des untersuchten Gebietes im 17. Jahrhundert konnten die Archäologinnen nachweisen. „Die Bewohner Werls haben nach den verheerenden Bränden ihre Stadt immer wieder aufgebaut“, führt Evers an. Davon zeugt ein sorgfältig gesetzter Kellerfußboden aus großen Steinplatten, auch wenn das dazugehörige Gebäude sich nicht erhalten hat. Aus derselben Zeit stammt auch ein Bruchsteinpflaster, von dem unter anderem ein bronzener Pfeifendeckel und eine Musketenkugel geborgen wurden.

Seit Ende Juni sind die Wissenschaftler in Werl tätig, bevor auf der untersuchten Fläche ein Neubau mit Tiefgarage entsteht. Obwohl die circa 500 Quadratmeter bereits zur Hälfte durch moderne Keller überbaut ist, erbrachten die Ausgrabungen wertvolle Erkenntnisse. „Wir konnten auf diese Weise interessante Einblicke in die Geschichte Werls gewinnen, die bis in die Zeit vor der Stadtwerdung zurückreichen“, schlussfolgert Cichy. Die Grabungen sind in der letzten Woche abgeschlossen worden.

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