Milbitzer Heilanstalten in Gera sollen entwickelt werden

Milbitzer Heilanstalten. Foto: rottenplaces Archivfoto.

Gera (aw). Ein Juwel mit Weitblick – gelegen auf dem Stadtberg, einer Anhöhe im damals noch unabhängigen Ort Untermhaus, mit wundervollem Blick nach Gera – und darüber hinaus, wurde 1899 das damalige Landes- und Bezirkskrankenhaus eröffnet. So bewarb ein Presseartikel das Areal 2017 im Rahmen einer Immobilienauktion. Hoch über der Stadt und mitten im Grünen befindet sich das Areal der Milbitzer Heilanstalten. Seit 1990 verlassen, hätten die Gebäude in den letzten Jahren ohne Weiteres abgerissen werden können, da diese nicht unter Denkmalschutz stehen. Ein aktuelles Umweltgutachten bescheinigte dem rund 46.000 Quadratmeter großen Gelände zudem eine insgesamt geringe Schadstoffbelastung.

Die Stadt Gera wollte über die Jahre positiv wirkende Projekte oder Unternehmen wohlwollend begleiten, damit eine Perspektive für eine Entwicklung gegeben ist. Die Geraer HFW Heim und Familie Wohnbau GmbH entwickelt seit fast zwei Jahren ein Revitalisierungskonzept für das Areal, holte Gutachten und Zuarbeiten zu Erschließung, Entwässerung, Naturschutz und Altlasten ein. Unter dem Namen „Vitalpark Coryllishöhe“ möchte man hier ein Versuchsfeld für die Bereiche Pflege, Wohnen und Gesundheit schaffen. Das Konzept soll mit innovativen und flexiblen Sonderwohnformen, mit Aus- und Weiterbildung sowie Qualifizierung für Pflegepersonal, mit der praxisnahen Erprobung smarter Technologien und digitaler Pflegeangebote glänzen.

40 Prozent des Geländes sollen unbebaut bleiben. So möchte man Teile der Fläche als Landschaftsschutzgebiet und altem Mischwaldbestand erhalten. Der Eigentümer definiert das Konzept als einen „Medical Health Care“-Standort, an dem die potenziellen Vorhabenpartner die Immobilien wie flexible Module nutzen könnten. Mit diesem Konzept habe man eine Chance, Teil eines Bundesprojektes zu werden, das die auf zwei Jahre geplante Konzeptionsphase unterstützt. Der historische Ort soll wieder eine ähnliche Nutzung bekommen, allerdings sind Klinik oder Rehaeinrichtung ausgeschlossen. Grünes Licht für das Bebauungsplanverfahren „Vitalpark Coryllishöhe“ hatte der Geraer Stadtrat bereits gegeben.

Mit diesen ehrgeizigen Plänen des Eigners und der Entwickler soll ein neues Kapitel aufgeschlagen werden, das die bestehende Bebauung größtenteils reaktiviert und die terrassenartig angelegte Struktur wieder aufgreift. Vor den Sanierungsarbeiten müssen jedoch zuerst Fledermäuse umgesiedelt werden, die sich in den entkernten Gebäuden niedergelassen haben. Ein Gutachter hatte sieben Fledermausarten auf dem Areal lokalisiert.

Milbitzer Heilanstalten

Oberhalb des Ortes auf dem Stadtberg wurden am 11. November 1899 die Milbitzer Heilanstalten, eine Stiftung der Geraer Unternehmerfamilie Louis Schlutter, ihrer Bestimmung übergeben. 1927 erweitert, diente das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg als Lazarett und nach 1945 als Standortkrankenhaus der sowjetischen Streitkräfte in Gera. Nach dem Abzug wurden die Heilanstalten Spekulationsobjekt. Es gab Bestrebungen das Gelände zu entwickeln, die jedoch aufgrund zu massiver Bauplanungen scheiterten. Seither ist das Gelände ungenutzt und die Gebäude befinden sich in einem restaurierungswürdigen Zustand, sind jedoch bereits teilweise entkernt.