Landmarke: Berliner Fernsehturm feiert 50. Geburtstag

Blick auf den Berliner Fernsehturm. Foto: Olaf Tausch/CC BY 3.0

Berlin (aw). Er gilt heute – wie das Brandenburger Tor – zu den Wahrzeichen Berlins und ist zu einem der Symbole des wiedervereinigten Deutschlands geworden. Der Berliner Fernsehturm wurde in den Jahren 1965 bis 1969 erbaut und sollte zu Zeiten des Sozialismus die Leistungskraft der Republik demonstrieren. Er war im Jahr der Fertigstellung 1969 der zweithöchste Fernsehturm der Welt und zählt heute mit über einer Million Besuchern jährlich zu den zehn beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Der Fernsehturm im Internationalen Stil wurde von der Deutschen Post der DDR im Park am Fernsehturm anstelle des abgerissenen Marienviertels erbaut. Es war das Ziel von Walter Ulbricht, nach der Sprengung des Stadtschlosses im Jahr 1950, ein neues Symbol des Friedens und der sozialistischen Freiheit zu schaffen. Die Pläne eines Regierungshochhauses waren schnell verworfen, man beschloss das Vorhaben, einen repräsentativen Fernsehturm mit Drehrestaurant zu errichten.

Am 3. Oktober 1969 erfolgte die Eröffnung – zum 20. Geburtstag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das Bauwerk ist über 220 Meter höher als der alte Berliner Funkturm aus den 1920er Jahren im Westteil der Stadt. Der Grundstein wurde 1965 auf einer Freifläche zwischen dem Marx-Engels-Forum und dem Alexanderplatz gelegt. Der ursprüngliche Entwurf des Fernsehturms stammt von dem DDR-Architekten Hermann Henselmann. Die Kugel des Fernsehturms sollte an die sowjetischen Sputnik-Satelliten erinnern und in Rot, der Farbe des Sozialismus, erstrahlen. Der Turm entstand in Kletterbauweise, so wuchs das innenliegende Stahlgerüst während der Bauphase immer etwas schneller als der äußere Betonschaft, der um das Stahlgerüst herum errichtet wurde.

Als der Fernsehturm eröffnet wird, rankt er bis zur Antennenspitze 368 Meter in die Höhe. Walter Ulbricht verkündet bei der Eröffnung neben seiner Frau Lotte und einer Delegation hochrangiger Begleiter stolz: „Vom Fernseh- und Funkturm aus für die DDR, ihre Friedenspolitik, von ihrer Politik der Demokratie und des Sozialismus weithin in andere Länder kündend und die Völker ermutigend, gemeinsam den Kampf zu führen für die Sicherung des Friedens und für die europäische Sicherheit“. In den Jahren zuvor hatte man entsprechende Meilensteine der Bauphasen medienwirksam transportiert. Ein Problem jedoch gab es. Nach der Fertigstellung der 32 Meter durchmessenden Kugel, deren Mittelpunkt in 213 Meter Höhe im Turmschaft aus Stahlbeton liegt, reflektiert bis heute das Sonnenlicht in Form eines Kreuzes.

Fortan erhielt das Vorzeigeprojekt der SED-Führung und Walter Ulbricht an seiner Spitze vom Ost-Berliner Volksmund den Spitznamen „Sankt Walter“. Auch von der „Rache des Papstes“ war die Rede, was Ulbrichts Nachfolger Erich Honecker seelische Schmerzen bereitet haben sollte, als US-Präsident Ronald Reagan in seiner historischen Rede am 12. Juni 1987 auf der westlichen Seite des Brandenburger Tors auf die ungeliebte Reflexion zu sprechen kam. Reagan sagte: „[…] haben die Behörden daran gearbeitet, um das zu korrigieren, was sie als den wesentlichsten Mangel des Turms ansahen; sie behandelten den oberen Glasbereich mit verschiedenen Farben und Chemikalien. Dennoch erstrahlt dieser Bereich – der sich über das gesamte Berlin erhebt – auch heute noch beim Sonneneinfall im Zeichen des Kreuzes.“

Fernsehturm: Wandelndes Symbol

Das intern als „Fernmeldeturm 32“ bezeichnete Bauwerk dient neben seiner Hauptfunktion als Standort mehrerer Rundfunksender für Hörfunk und Fernsehen als Aussichtsturm mit einer Aussichtsetage inklusive Bar auf 203 Metern Höhe und beinhaltet ein Drehrestaurant. Darüber hinaus dient der Berliner Fernsehturm als Veranstaltungsort. Das markante und stadtprägende Bauwerk unterlag einer starken symbolischen Wandlung. Von einem politisch vereinnahmten nationalen Symbol der DDR entwickelte es sich nach der deutschen Wiedervereinigung zum gesamtstädtischen Symbol im wiedervereinten Berlin. Aufgrund seiner universellen und zeitlosen Formensprache fand es zunehmend als Markenzeichen Verwendung und wird international mit Berlin und Deutschland identifiziert. Der Berliner Fernsehturm erhielt 1979 in der DDR den Denkmalstatus, der nach der deutschen Wiedervereinigung fortgeschrieben wurde.

Der Berliner Fernsehturm erhielt 1979 in der DDR den Denkmalstatus, der nach der deutschen Wiedervereinigung fortgeschrieben wurde. Als 1990, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, der Palast der Republik geschlossen und ein Abriss ernsthaft erwogen wurde, mehrten sich Stimmen, die den Fernsehturm als Inbegriff der totalitären DDR-Herrschaft ebenfalls abreißen lassen wollten. Die Bundesrepublik entschied sich für den Erhalt des Bauwerks. Die Deutsche Telekom als neuer Betreiber investierte schließlich über 50 Millionen Mark in die Modernisierung der Sendeanlagen. Einige bauliche Renovierungen mussten vorgenommen werden; unter anderem war eingebrachter Spritzasbest zu beseitigen. So wurden in den Jahren 1995/1996 die Wand- und Deckenverkleidungen des Turmrestaurants und der Aussichtsetage durch schwer entflammbare neue Dämmmaterialien ersetzt.

Von 1995 bis 1999 ließ die Telekom die Betriebstechnik für rund 100 Millionen Mark komplett erneuern. Bei diesen Renovierungen erhielt die bisherige Antenne ab 327 Metern eine neue, leistungsfähigere Spitze. Dadurch wurde der Turm von ursprünglich 365 Metern im Sommer 1997 auf 368 Meter erhöht. Der Turmschaft aus Sichtbeton erhielt einen hellgrauen Schutzlack.

Der Berliner Fernsehturm ist auch eine Touristenattraktion und ein Veranstaltungsort. Auf dem europäischen Kontinent ist der Berliner Fernsehturm das dritthöchste öffentlich zugängliche Gebäude und der zweithöchste öffentlich zugängliche Aussichtspunkt Deutschlands. Seit Oktober 2017 bietet der Thyssenkrupp-Testturm in Rottweil die höchste öffentliche Aussichtsplattform Deutschlands.

Offizielle Webseite des Berliner Fernsehturms unter www.tv-turm.de