Landesirrenanstalt Teupitz

Die Landesirrenanstalt Teupitz im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg wurde in den Jahren 1905 bis 1908 als Heil- und Pflegeanstalt errichtet. Die Anstalt wurde unter der Leitung des Architekten Theodor Goecke und bot mit einem Lazarett Platz für 1.050 Kranke. Außerdem verfügte das Gelände über einer Pensionärsanstalt für weitere 150 Personen. Hinzu kamen Verwaltungs- und Küchengebäude, ein Maschinenhaus mit Werkstätten, ein Landwirtschaftshof sowie großzügig angelegte Gärten. Im Ersten Weltkrieg wurden hier Verwundete behandelt. Auf dem Gelände des Reservelazaretts entstand auch ein etwa 50 Meter hoher Schornstein mit einer Aussichtsplattform sowie 1917 eine Friedhofskapelle, die der Kirchemaler Robert Sandfort ausmalte.

1923 schloss man die Einrichtung. Ein Jahr später öffnete man die Anstalt erneut und betrieb sie sieben Jahre als Heilanstalt. Man ergänzte die spätere Stadt in der Stadt mit einer Schlachterei, einem Festsaal, einem Wasser- und Elektrizitätswerk, einer Gärtnerei, einem Friedhof und mehr als zwei Dutzend „Aufnahme- und Überwachungshäusern“.

Während des Zweiten Weltkriegs, in der Zeit des Nationalsozialismus, wurden hier im Zuge der Euthanasiemorde Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen untergebracht, die dann in Tötungsanstalten der „Aktion T4“ – eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen („T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der damaligen Zentraldienststelle T4 in Berlin: Tiergartenstr. 4, Anm. d. Red.) – ermordet wurden. Gebäude der Anstalt trugen erniedrigende Bezeichnungen wie „Haus für zerstörungssüchtige Frauen“, „Haus für unruhige Kranke“ oder „Haus für verblödete Kranke“. Die Klinik war der Tötungsanstalt Bernburg unterstellt. Neben der Anstalt entstand für die Beschäftigten eigens der Ortsteil „Wärterdorf“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog die Sowjetarmee von 1945 bis 1994 das Areal der Landesklinik und betrieben ein Militärkrankenhaus das Oberkommando der russischen Streitkräfte sowie für Angehörige. Die Teupitzer Klinik war dem Garnisionskrankenhaus Wünsdorf zugehörig.

Seit 1997 steht das Areal mit seinen etwa 20 Gebäuden in Backsteinbauweise unter Denkmalschutz und kostet das Land in dem verwilderten, ruinösen Zustand jedes Jahr etwa 20.000 Euro. Die Brandenburgische Bodengesellschaft (BBG) bemühte sich mehr oder weniger um die Vermarktung des Areals. In den vergangenen Jahren sollten diverse Projekte realisiert werden. Eigentumswohnungen, ein SOS-Kinderdorf, eine Europaschule, Luxuslofts, oder aber ein Café im Wassertrum, nichts schien unmöglich. Auch Ateliers oder Gewerberäume konnte sich die BBG vorstellen. Doch alle Pläne scheiterten.

Ein Teil des Areals befindet sich heute in Nachnutzung und wurde durch die Asklepios – Klinik für psychisch Kranke modernisiert. In den Jahren des Leerstands wurden die verbliebenen Gebäude von Kupferdieben ausgeschlachtet, von Vandalen zerstört. Viermal musste bisher die Feuerwehr zum weitläufigen Gelände ausrücken. Ein Ende des Leerstands ist nicht in Sicht.

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Dokument erstellt am 13.06.2017
Letzte Änderung am 13.06.2017