Kraftwerk Heegermühle

1909 erfolgte der Bau der „Überlandcentrale Heegermühle“, zur Versorgung des neu gegründeten Märkischen Electricitätswerkes (MEW), später das größte Energieversorgungsunternehmen in der Mark – zur Elektrifizierung, aber insbesondere um energieintensive Industriebetrieb entlang des neu gebauten Oder-Havel-Kanals anzuziehen. Geplant wurde das Werk von Georg Klingenberg, Direktor bei AEG, der architektonische Entwurf stammte von Werner Issel. Die Fianzierung übernahmen die Berliner AEG und die Zürcher Elektrobank.

Das Werk startete mit drei Dampfkesseln, die zwei Dampfturbinen mit je 3,6 Megawatt versorgten. Schnell wurde die Leistung ausgebaut: 1912 auf 15,2 MW; 1916 auf 19,2 MW. Die Anlieferung der Kohle erfolgte über einen Anschluss an die Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn.

Mit dem Kraftwerk, das – für die damalige Zeit ungewöhnlich – als Steifrahmenkonstruktion ausgeführt wurde, setzten die Planer erstmals ein innovatives Konzept um, bei dem sich Aufbau und Anordnung der Gebäude streng sachlich an der technischen Funktion orientierten. Dieses Konzept wurde in den nächsten Jahren auf zahlreiche weitere, von AEG und anderen erbaute Kraftwerke angewandt. Das Kraftwerk Heegermühle war so Vorbild für Kraftwerksarchitektur in In- und Ausland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem MEW die Brandenburgisch-Mecklenburgische Elektrizitätswerke AG (BMEW), aus der kurz darauf der DDR-Staatsbetrieb Energiebezirk Nord wurde. Hieraus entstand 1958 der VEB Energieversorgung und einige Zeit später ein Energiekombinat, das das Kraftwerk führte. Nach der „Wende“ kam das ehemalige MEW mit dem Kraftwerk Heegermühle in die Verwaltung der Treuhandanstalt und wurde an die PreussenElektra verkauft, aus der schließlich E.DIS wurde. Das Kraftwerk kam in die Hände der Stadtwerke Eberswalde, später der stadteigenen Technischen Werke Eberswalde.

1991 legte man das Kraftwerk still. Die Gebäudesubstanz steht unter Denkmalschutz, verfällt aber zusehends. Im Jahre 2006/2007 musste bereits das Kesselhaus abgerissen werden. Ob wenigstens die historische Maschinen- und Schalthalle erhalten werden kann, ist wegen der enormen Kosten einer Sanierung ungewiss. Das Kraftwerk soll in das EFRE-Projekt Industriekulturpfad „Finowkanal erleben“ eingebunden werden.

Quellen: Wikipedia, Finowkanal Rundschau,

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Dokument erstellt am 15.08.2017
Letzte Änderung am 15.08.2017

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.