Kalkwerk Hammerunterwiesenthal

Das Erzgebirge blickt auf eine 500-jährige bergmännische Kalksteingewinnung zurück. In Oberwiesenthal, im südwestlichen Teil Sachsens, nahe der Grenze zur Tschechischen Republik, befinden sich die Reste eines ehemaligen fiskalischen Kalkwerkes – in unserem Beispiel die alten Kalkbrennöfen (Werk I). Erstmals erwähnt wird ein Kalkofen 1741 in einer Akte des Bergamtes Oberwiesenthal. Die Lagerstätte Hammerunterwiesenthal besteht von Ost nach West aus vier Teilbereichen, nämlich „Päßlers Lager“, „Schreiters Lager“, „Böhmes Lager“ und „Schlösselweg-Lager“. 1869 wurde ein 170 Meter langer Stolln am fiskalischen Bruch (Bruch I) angelegt, 1874 erfolgte die Marmorförderung mittels einer eingleisigen Eisenbahn.

1881 wurde die 2. und gleichzeitig tiefste Sohle im Tagebruch „Schmutzler“ erreicht, 1887 erfolgte der Bau eines Kalkofens für diesen Bruch. Drei Jahre später wurde das „Kalkwerk Schmutzler“ an Eduard Böhme veräußert, ein zweiter Kalkofen wurde errichtet. Elf Jahrfe später legte man einen Wasserlösestolln an, für dieses Jahr ist gleichzeitig der Stollnabbau erstmals urkundlich belegt. Um 1900 erfolgte die Mamorgewinnung im Tage- und Tiefbau, es waren 6 Kalköfen in Betrieb. 1906 wurde in Böhmes Bruch der Pferdegöpel durch eine elektrische Fördermaschine ersetzt.

1922 war zwischen Bruch I und dem Kalkofen im Niveau der 2. Sohle die Verbindung ein neuer Förderstolln aufgefahren. Parallel dazu stellte man nach Aufbau einer Druckluftanlage in der Gewinnung auf maschinellen Bohrbetrieb um. Ab Juni 1922 wurde im neuen Stolln Benzollokförderung eingeführt. Mitte der 1930er Jahre förderten und verarbeiteten 30 Bergleute und Aufbereiter jährlich etwa 30.000 Tonnen Marmor. 1930 wurde der Tagebaubetrieb im Bruch I eingestellt. 1938 wurde der bis dahin in Privatbesitz befindliche „Böhmesche Bruch“ (Bruch II) durch den sächsischen Staat übernommen und dem fiskalischen Bruch angegliedert. 1940 wurde ein Verbindungsstolln zwischen Bruch I und II fertiggestellt, ein Jahr darauf erfolgte der Einsatz einer neuen Grubenlok.

1943 wurde Bruch III ausgehend von Bruch II durch den „Tiefen Wasserlösestolln“ erschlossen, im selben Jahr erfolgte der Anschluss von „Schreiters Lager“ an Bruch I über einen Förderstolln, gleichzeitig begannen die Gewinnungsarbeiten nördlich dieses Lagers. 1952 begannen die untertägigen Gewinnungsarbeiten im Bruch II, 1957 wurde hier der Tagebau eingestellt. 1961 wurde der Abbau im Südteil des „Schreiterschen Lagers“ eingestellt, nachdem bereits 1954 der Abbau im Nordteil eingestellt worden war.

1964 – die hiesigen Kalkwerke waren Teil des VEB Vereinigte Kalkwerke Oberscheibe – folgte die Einstellung des Abbaus auf der 2. Sohle, drei Jahre später auch auf der 3. Sohle. 1984 kam es zu einem Bruch zwischen beiden Sohlen, zwei Jahre später zu einem Verbruch der Südwestböschung in Bruch II. 1991 erfolgten letztmals Abbauversuche südlich des Förderstollns im „Schreiterschen Lager“, sie wurden aufgrund unzureichender Qualität jedoch eingestellt.

Nach der Wende übernahm 1992 die „GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH“, die zur Sicherung der Lagerstätte untertägige Verwahrungsarbeiten in vom Altbergbau beeinflussten Bereichen durchführt, die Kalkwerke von der Treuhand. 1993 endete der Rampenvortrieb der Strecke zum „Schlösselweg-Lager“ sowie des Abbaus auf der 5. Sohle. 1998 kam es zu einem Durchbruch zwischen 3. und 4. Sohle sowie 2 Jahre darauf zu einem Bruch an der Südwestböschung des Bruches II.

Der Kalkofen ist heute ein sächsisches Kulturdenkmal.

Dokument-Information
Objekt ID: rp-037597
Kategorie: Industrie
Bundesland: Sachsen
Standort: Oberwiesenthal
Baujahr: 1887
Denkmalschutz: ja
Architekt: keine Angabe
Objekt abgerissen: nein
Objekt erfasst: 06.05.2019
Objekt erstellt: 07.07.2019
Letzte Änderung: 07.07.2019
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