Flugplatz Werneuchen

Flugleitgebäude auf dem Flugplatz Werneuchen. Foto: André Winternitz

1935 erwarb das Reichsluftfahrtministerium das heutige Flughafengelände östlich von Berlin und errichtete einen Ausbildungsplatz der Luftwaffe. Nach der Erweiterung mit weiteren Anlagen wurde 1937 die Garnison der Wehrmacht offiziell eingeweiht und der Jagdfliegerschule Werneuchen übergeben. 1940 wurde die Einheit in Jagdfliegerschule 1 umbenannt, bevor sie Ende 1942 die Bezeichnung Jagdgeschwader 101 erhielt und am 1. April 1943 nach Beendigung des Schulbetriebes nach Südfrankreich verlegte. Zur Vorbereitung des Polenfeldzuges wurden im August 1939 Teile des Kampfgeschwaders (KG) 26 nach Werneuchen verlegt, auch nutzten Teile des KG 27 den Platz Anfang September 1939 als Ausgangspunkt für Bombeneinsätze.

Ab 1943 verlegt man auch das Nachtjagdgeschwader 5 nach Werneuchen, später kamen noch verschiedene Jagd- und Schlachtverbände hinzu, die besonders Anfang 1945 Einsätze gegen die sowjetischen Truppen an der Oder flogen. Im November und Oktober 1943 erfolgten am Platz Tests mit dem Radargerät FuG 200 durch die Erprobungsstaffel für Schiffsbekämpfung. 1945 besetzten Einheiten der Roten Armee den Flugplatz, nachdem sich die verbliebenen Bodeneinheiten fluchtartig zurückgezogen hatten. Anschließend erfolgte die Stationierung der mit Pe-2 ausgerüsteten 241. Bombenfliegerdivison (BAD), die noch in den letzten Kriegstagen Einsätze gegen Ziele in und östlich von Berlin sowie im Raum Beeskow flogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Sowjetarmee den Flugplatz im Rahmen der 16. Luftarmee weiter. Stationiert waren ab 1947 wiederum die Pe-2-Frontbomber des 24., 779. und 985. Bombenfliegerregiments (BAP). 1949 kam die Stabsführungsstaffel der 20. Garde-Truppenarmee (Gw OA) hinzu, die aus der am 1. Mai des Jahres aufgestellten 41. Selbstständigen Gemischten Fliegerstaffel (OSAE) bestand. Sie verlegte 1968 nach Oranienburg, kehrte aber 1990 als 41. Selbstständige Hubschrauberstaffel (OWE) nach Werneuchen zurück und verblieb hier bis zum Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1993. Die 41. OWE war der letzte sowjetische Truppenteil in Deutschland, der die Mi-2 flog.

1951/1952 erfolgte ein erster umfassender Ausbau des Platzes unter Einbeziehung der verbliebenen deutschen Infrastruktur. Unter anderem wurde eine betonierte Start- und Landebahn von 2500 × 80 m angelegt. Ab 1953 wurden die ersten Strahlbomber IL-28 stationiert. Ein Jahr später verlegte der Stab der 132. BAD und mit ihm das unterstellte und ebenfalls mit der IL-28 ausgerüstete 63. sowie 668. BAP auf den Platz, wobei letzteres bereits zwei Jahre später nach Brand umzog. Das 63. BAP wurde später auf die Jak-28 umgerüstet. 1968 erfolgte seine Verlegung nach Tschernjachowsk. Abgelöst wurden die Frontbombereinheiten 1968/1969 durch das 931. Selbstständige Garde-Aufklärungsfliegerregiment (Gw ORAP), hauptsächlich ausgestattet mit Jak-27 und Jak-28.

Werneuchen diente auch immer wieder zur kurzzeitigen Stationierung von Fernbombern, etwa 1955/1956 von Tu-4 oder des Öfteren von Tu-16. Auch Transporter wie IL-14 und An-12 flogen den Platz an. Im August 1957 landete eine Tu-104 mit dem sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow zu einem Staatsbesuch in der DDR in Werneuchen.
Von März bis Oktober 1971 wurde Werneuchen erneut ausgebaut. Unter anderem erfolgte die Errichtung eines Sonderwaffenlagers vom Typ Granit-2 für die Lagerung von Kernwaffen.

Die Errichtung einer unterirdischen Tankanlage unter der Vorstartlinie gehörte zu den 1973/1974 durchgeführten Erweiterungen, um die Stationierung von MiG-25-Aufklärern zu ermöglichen, die ab 1974 erfolgte. Die MiG-25 des 931. OGwRAP blieben bis 1991 in Werneuchen, wo nach dem politischen Umbruch bei einem Tag der offenen Tür am 1. Mai 1991 erstmals in Deutschland eine Maschine dieses Typs besichtigt werden konnte.

1991 wurde das 931. OGwRAP aufgelöst, die verbliebenen MiG-25 nach Neu-Welzow überführt, wo sie die dritte Staffel des 11. ORAP bildeten und schließlich Anfang Juli nach Russland zurückverlegt wurden. Der Flugplatz wurde nach letzten Materialverbringungsflügen durch IL-76 und An-22-Transporter im September 1993 an das Bundesvermögensamt Frankfurt (Oder) übergeben, nachdem er schon im Jahr zuvor für die zivile Nutzung freigegeben worden war.

Seit der Wende und dem Abzug der sowjetischen Truppen wird der Platz zivil genutzt. Aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens von weniger als 1000 Starts und Landungen im Jahr werden die Wiesen auf dem Gelände des Flugplatzes für die Schafhaltung genutzt. Aufgrund von illegalen Autorennen auf dem Platz und auch auf der Startbahn wurde die Bahn geteilt, um diese künftig zu verhindern. Dazu wurde ein ca. 0,7 m hoher Erdwall aufgeschüttet, welcher die Bahn in einen 900 m langen westlichen und einen 1499 m langen östlichen Abschnitt teilt. Für den Flugbetrieb ist nur noch der östliche Abschnitt zugelassen.

Der Aeroclub „Melli Beese“ e. V. und die Ultraleichtflugschule Rosemann sind auf dem historischen Platz mit Ausbildungs- und Trainingsflügen aktiv. Darüber hinaus wird der Platz von zahlreichen privaten Piloten des Nord- und Südteiles genutzt. Regelmäßig wird der Flugplatz außerdem von der COMAIR, einer Business Airline der Unternehmensgruppe BERGER mit zweimotorigen Jets angeflogen. Seit 2007 ist der Sonderlandeplatz Hauptbasis der europaweit tätigen Luftbildagentur euroluftbild.de, welche hier mehrere einmotorige Luftfahrzeuge stationiert hat.

Quellen. Wikipedia, Flugplatz Werneuchen,

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Dokument erstellt am 13.06.2017
Letzte Änderung am 13.06.2017

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.