
Gernrode/Quedlinburg (aw). Die Stadt Quedlinburg hatte sich seit Jahren bemüht, das ehemalige FDGB Erholungsheim „Fritz Heckert“ in Gernrode (Landkreis Harz) auf dem Kuhkopf loszuwerden. Die Stadt wollte dabei selbst nicht als Verkäufer auftreten, sondern einen privaten Immobilienvermittler beauftragen. Der scheint nun erfolgreich gewesen zu sein. Bisher gab es für das damals erste, neu gebaute Ferienheim der DDR keine Interessenten für eine Sanierung und Wiedernutzung. Jetzt informierte Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) in einer nicht öffentlichen Sitzung den Stadtrat über den Verkauf der Immobilie. Entstehen sollen im früheren Ferienheim Ferienappartements, die teilweise als Eigentumswohnungen zur Vermietung dienen. Zusätzlich sollen auf dem Areal Restaurants sowie Sport- und Freizeitanlagen und ein parkähnliche Gelände geschaffen werden, die öffentlich zugänglich sein sollen.
Entsprechende Pläne hatte der neue Eigentümer und Investor, der bereits ähnliche Projekte in Thale und Harzgerode gestemmt hat, im vergangenen Jahr im Ortschaftsrat Gernrode vorgestellt. Der Ortschaftsrat befürwortete die Pläne sowie den Verkauf der Immobilie. Durch diese Pläne könnte das einst stolze Ferienheim „Fritz Heckert“ wieder auf dem Kuhkopf erstrahlen.
Im Jahr 1954 eröffnete der Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) dieses für damalige Zeiten moderne Heim, welches jeweils 147 Gästen zu allen Jahreszeiten einen angenehmen Aufenthalt bieten und mit wunderbarer Natur und Umgebung lockte. Es war gleichzeitig das erste neu gebaute Heim der Gewerkschaft. Benannt wurde das Heim nach dem deutschen Politiker (SPD, KPD) und kurzzeitigem Wirtschaftsminister Sachsens (1923), Fritz Heckert. Neben den 85 modern eingerichteten Urlaubsquartieren mit fließendem Kalt- und Warmwasser, zwölf Wannenbädern und sechs Duschräumen standen den Gästen zwei Klubräume, ein Schachzimmer, ein Leseraum mit Bibliothek, ein Fernsehraum, ein Billard sowie andere kulturelle und sportliche Einrichtungen zur Verfügung.
Zum Einsatz kam damals bereits eine moderne Ölheizung, die auch bei strenger Kälte für eine gleichbleibende Temperatur sorgte. Im Jahr 1970 erweiterte man das Erholungsheim durch den Bau eines neuen Bettenhauses sowie zusätzlicher, gastronomischer Einrichtungen für 140 Feriengäste. Mit dem Niedergang der DDR kam auch das Ende der Erholungsheime sowie des Feriendienstes der Gewerkschaften. Seitdem regierte auch im „Fritz Heckert“ der Verfall.
Nach dem Abriss des Bettenhauses mit Restaurant und Kellerbar setzte man das verbliebene Ensemble 1993 auf die Denkmalliste des Landes Sachsen-Anhalt. Seit Jahren kehren hier nur noch Neugierige, Vandalen und die Dorfjugend ein. Hin und wieder trainierte die Feuerwehr im und am Objekt. Die Gebäudesubstanz aber thront als Rohbau nach wie vor stolz an seinem Platz, als könne ihr keine Witterung oder Beschädigung etwas anhaben. Der Kreis verteidigte den Denkmalstatus bisher konsequent und bestätigte, dass eine Rettung des Gebäudes nach wie vor möglich und machbar sei.