Diskussionen um Eissporthalle nehmen kein Ende

Der Abbruch der ehemaligen, 1968 eröffneten Eissporthalle in Halle (Saale) ist längst beschlossene Sache, oder doch nicht? 2013 wurden die mächtige Halle und die Nebengebäude durch das Juni-Hochwasser der Saale schwer beschädigt. Seitdem stritten sich die Stadträte, der Oberbürgermeister und die ehemaligen Betreiber um den Standort, eine Sanierung oder den Abbruch. Während Letztere die Halle nicht räumen und einen Totalschaden nicht bestätigen wollten, sah die Stadt dies anders und bezeichnete die Immobilie als irreparabel beschädigt, sah gleichzeitig die Chance gekommen, das Finanzdefizit aufzubessern. Ein seitens der Stadt beauftragtes Gutachten bezifferte den Gesamtschaden auf etwa 13,7 Millionen Euro. Aus diesem Grund hatte man direkt nach der Flut den Vertrag mit den Betreibern gekündigt.

Dann schien Bewegung in die Sache zu kommen. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtete, wollte der bestellte Richter der Stadt wohl Recht geben. Dieser begründete seine Aussage damit, dass der Zeitwert der Eissporthalle deutlich niedriger sei, als die Schadenshöhe und eine Reparatur damit nicht zumutbar sei. Bekäme die Stadt recht, könnte diese Gelder aus der Fluthilfe von Bund und Ländern für die neue Eissporthalle bei der Investitionsbank des Landes Sachsen-Anhalt beantragen. Die Bank kann den Antrag jedoch erst bewilligen, wenn der Rechtsstreit beigelegt ist. Das wirklich Kuriose daran ist, dass die Stadt vor einem halben Jahr keine 500 Meter von der alten Eissporthalle entfernt eine neue Eissportarena gebaut hat – für 3,6 Millionen Euro. Hier ist jetzt der Oberliga-Verein Saale Bulls beheimatet und trägt dort seine Heimspiele aus.

Der Richter jedenfalls hatte zwei weitere Gutachten angefordert, eins zum Flutschaden und eins zum Zeitwert. Demnach habe das Hochwasser einen Schaden von einer Million Euro angerichtet, der Zeitwert des Gebäudes wurde mit einem Euro angegeben. Die Stadt war also in Erklärungsnot. Erwartet wurde das Urteil für Anfang April 2015. Die beiden ehemaligen Betreiber kündigten bereits im Vorfeld an, bei einer Niederlage in Berufung gehen zu wollen. Den Prozess gewann die Stadt, das Urteil wurde mit dem Schaden begründet, der den Wert der Halle um ein Vielfaches übersteige. Somit sei auch das außerordentliche Kündigungsrecht gültig. Die ehemaligen Betreiber waren aufgefordert die Eishalle zu räumen, bekamen aber die Möglichkeit, durch eine Sicherheitszahlung von 40.000 Euro eine Räumung zu verhindern.

Die alte Eissporthalle ist aktuell nur noch Ziel von Sprayern und Vandalen. Türen sind aufgebrochen, Fensterfronten eingeworfen und Inventar zerschlagen. Zahlreiche Graffitis „zieren“ große Teile der alten Halle. Der Abbruch der Nebengebäude hat vor einiger Zeit begonnen. Das BWG-Erlebnishaus verschwand als erstes Gebäude. Der Indoor-Spielplatz befindet sich mittlerweile im alten Karstadt-Technikcenter. Die Zukunft der ehemaligen Eissporthalle sieht also alles andere als rosig aus, die Bagger kommen näher. Da die neue Eissportarena bereits gebaut und aktiv ist, ist für zwei Hallen verständlicherweise kein Platz. So geht moderne Stadtentwicklung! (aw)